Effizienzsteigerung durch Vereinfachung der IT-Landschaft
Christian Plath
Gunnar Weider

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In der heutigen dynamischen Geschäftswelt sind effiziente IT-Strategien entscheidend für den Erfolg. Die 6R-Strategie, Gartner TIME Methodik, Development Technology Radar und Clean Core bieten wertvolle Werkzeuge zur Optimierung von IT-Landschaften. Sie fördern die Standardisierung, Harmonisierung und Integration neuer Technologien, treiben Innovationen voran und senken Kosten. Erfahren Sie hier, wie Sie diese Methoden dabei unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und agil auf Marktveränderungen zu reagieren.

SimplifyIT: Aufräumen der IT-Land­schaft – Einführung, Big Picture, TIME Methodik

Um IT-Kosten zu reduzieren und die Eingliederung von Unternehmenszukäufen zu erleichtern, ist das Vereinfachen der Applikationslandschaft unerlässlich. Dadurch werden auch die Optimierung der Geschäftsprozesse (bspw. fachliche ERP-Templates) und deren Kosten ermöglicht. Die Anwendung von Methoden wie der 6R-Strategie oder der Gartner TIME Methodik unterstützt Unternehmen dabei, ihre IT effizienter zu gestalten.

Eine aufgeräumte IT-Landschaft spart nicht nur IT-Kosten, sondern reduziert auch die operativen (Opex) und Investitionskosten (Capex) in anderen Unternehmensbereichen. Zum Beispiel können durch standardisierte ERP-Lösungen Geschäftsprozesse in verschiedenen Standorten vereinheitlicht werden. Das ermöglicht den Aufbau von sogenannten „Shared Service Centern“, die zentrale Supportfunktionen (wie HR, Accounting, Controlling etc.) für mehrere Länder übernehmen. Dadurch wird vermieden, dass jedes Land eigene Supportabteilungen hat, was die Kosten senkt und gleichzeitig die Betriebskosten (Opex) verringert.

Häufig entstehen komplizierte und teure IT-Strukturen, der sogenannte „Applikations-Zoo“, wenn es keine klare IT-Strategie gibt oder Unternehmen zugekauft werden. Diese Komplexität erhöht nicht nur die IT-Betriebskosten (Opex), etwa durch zusätzliche Software-Lizenzen und spezialisiertes Personal, sondern auch die Investitionskosten (Capex) für die Wartung und Weiterentwicklung der vielen unterschiedlichen Systeme. Zusätzlich erschwert dies Transparenz und Reporting in Finanzbereichen, was wiederum zu zusätzlichen Workarounds führt, um z.B. Monats- oder Jahresabschlüsse zu erstellen.

Eine zentrale Aufgabe der IT-Strategie ist es, die IT-Landschaft schlank und standardisiert zu halten, um unnötige Investitionen (Capex) und hohe laufende Betriebskosten (Opex) zu vermeiden. Das bedeutet, klar zu definieren, welche Geschäftsprozesse mit welchen Systemen unterstützt werden. So wird verhindert, dass unkontrolliert neue Systeme (Schatten-IT) eingeführt werden und die IT-Landschaft unnötig verkompliziert wird. Fehlt diese Steuerung, werden die IT-Kosten und die Komplexität durch redundante Projekte weiter erhöht.

In der Praxis helfen Methoden wie die 6R-Strategie oder die Gartner TIME Methodik dabei, die IT-Landschaft zu analysieren und Empfehlungen zu geben, welche Systeme entfernt, beibehalten, modernisiert oder ersetzt werden sollten. Eine aufgeräumte IT-Landschaft reduziert somit nicht nur Opex und Capex, sondern erleichtert auch die Integration neuer Unternehmen (Post-Merger Integration) oder die Ausgliederung von Unternehmensbereichen (Carve-Outs).

Die Application Portfolio Matrix (TIME) bewertet Anwendungen bzgl. Technical Fit und Functional / Business Fit. Quelle: Evonik

Clean Core: Praxistipp für Business-Adressaten, SAP-Konsolidierung, Guiding Principles

Clean Core ist ein Ansatz zur Standardisierung und Harmonisierung von SAP-Systemen mittels Guiding Principles, um Innovationen zu fördern und eine solide technologische Basis zu erhalten. Der Clean Core Ansatz fokussiert ERP-Systeme, die so nah wie möglich am Standard sind und gleichzeitig Cloud-konforme Erweiterungen und Integrationen enthalten. Für jede technische Dimension des Clean Core SAP ist eine starke Governance erforderlich. Der Clean-Core-Ansatz unterstützt Unternehmen dabei, ihre SAP-Systeme effizienter und zukunftssicher zu gestalten. Ziel ist es, Eigenentwicklungen möglichst zu vermeiden und standardisierte Geschäftsprozesse des Herstellers zu nutzen. Beim Wechsel auf SAP S/4HANA nutzen viele Firmen diese Gelegenheit, um ihre Systeme zu konsolidieren und Arbeitsabläufe zu harmonisieren.

Diese Vereinheitlichung erfordert oft eine Anpassung der Arbeitsweise in den Fachbereichen und führt zu intensiven Diskussionen über die beste Lösung. Um den Überblick zu bewahren und den Clean Core zu schützen, werden sogenannte „Guiding Principles“ (GP) eingesetzt. Diese Leitlinien geben vor, wie viel Standardisierung notwendig ist und wann Anpassungen gerechtfertigt sind:

GP1: Verwendung der Standardlösung.
GP2: Erweiterung des Standards nur, wenn nötig.
GP3: Neue Lösungen ersetzen bestehende Anpassungen, wenn sie besser geeignet sind.
GP4: Temporäre Anpassungen nur in Ausnahmefällen.

Optimieren Sie Ihre IT-Landschaft: Mit geeigneten Strategien und Methodiken zu mehr Effizienz.

Diese Prinzipien helfen, eine zu starke Fragmentierung der IT-Landschaft zu vermeiden und gewährleisten, dass Projekte schnell und effizient umgesetzt werden können. So konnte ein Unternehmen beispielsweise eine größere Akquisition mit 1.500 ERP-Anwendern und zehn weltweiten Produktionsstandorten innerhalb von neun Monaten erfolgreich in das globale SAP-System integrieren.

Dev Tech Radar: Praxistipp für Tech-Adressaten, Lifecycle Management mittels Technologie-Radar am Beispiel der Development Technologien

Das Development Technologie Radar unterstützt Unternehmen dabei, Trends zu Entwicklungs- technologien zu bewerten, um fundierte strategische Investitionsentscheidungen zu treffen, welche Technologien verfolgt und welche vermieden werden sollen.

Das Development Technologie Radar unterstützt bei der Analyse und Bewertung von Technologien entlang ihrer Lifecycle-Phasen und unterstützt somit strategische Auswahlentscheidungen und Investitionen in Technologien. Quelle: Evonik

Die Welt wird immer komplexer, und gerade bei Technologien und Innovationen müssen Unternehmen gut zwischen kurzlebigen Trends und langfristig stabilen Entwicklungen unterscheiden. Das ist besonders wichtig, wenn es um digitale Geschäftsmodelle und die Automatisierung von Prozessen geht. In der Technologieauswahl gibt es viele Optionen, und es ist oft schwer vorherzusagen, welche Trends sich langfristig durchsetzen werden.

Die Enterprise Architektur hilft dabei, diese Komplexität zu managen. Sie stellt ein Modell bereit, das Technologien und deren Einsatz in Anwendungen abbildet. So kann man veraltete oder unerwünschte Technologien schnell identifizieren. Ein Development Technology Radar zeigt beispielsweise, welche Technologien im Unternehmen eingesetzt werden und in welcher Phase ihres Lebenszyklus sie sich befinden.

Das Radar unterstützt bei der strategischen Auswahl von Technologien und hilft, klare Vorgaben für Entwickler zu setzen. Damit wird sichergestellt, dass die IT-Strategie mit der Unternehmensstrategie abgestimmt ist und nur in zukunftssichere Technologien investiert wird.

Die untere Abbildung zeigt ein typisches Development Technology Radar eines großen Unternehmens. Zu sehen sind über 100 verschiedene Entwicklungstechnologien, die in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus eingesetzt werden. Die Kreise stellen die Technologiebewertung in vier Stufen von unerwünscht bis voll geeignet dar. Auf Basis des Radars werden interne und externe Entwickler auf erwünschte Technologien hingewiesen und notwendige Maßnahmen für bestehende Anwendungen mit unerwünschten Technologien geplant. In der Praxis sollte das Entwicklungstechnologie-Radar in die IT-Strategie und -Governance integriert werden, um einen einheitlichen und integrierten Prozess zu etablieren, der auch den Abgleich der Unternehmensstrategie mit der IT-Strategie und das Anforderungsmanagement (funktionale & nicht funktionale Anforderungen) bei der Auswahl von Technologie- und Innovationsentscheidungen umfasst.