Chancen nutzen, Risiken minimieren: KI im Controlling
Gerhard Adamek
Christian Kinzl

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In vielen Unternehmen steigt der Druck auf die Finanzabteilungen, KI-Lösungen einzusetzen. Im Controlling hat KI das Potenzial, einen enormen Geschwindigkeitsgewinn zu erzielen. Gleichzeitig erhalten Analysten die Tools, die erforderlich sind, um mit der heutigen Informationsflut überhaupt sinnvoll umgehen zu können. Dies geht jedoch auch mit Risiken und Herausforderungen einher. Denn die Möglichkeiten aktueller und vor allem künftiger KI-Systeme erfordern gleichzeitig neue Governance-Ansätze.

Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend erwachsen. Anfangs schien die tatsächliche Nutzbarkeit generativer KI-Lösungen im professionellen Umfeld häufig noch begrenzt. So waren die ersten Chatbots häufig nur in der Lage, vorhandene Inhalte mehr oder weniger neu angeordnet wiederzugeben – man sprach hier treffend auch von „stochastischen Papageien“. Und fast jeder kennt KI-generierte Bilder, die mit Obskuritäten wie überzähligen Fingern für Belustigung sorgten.

Doch die Entwicklung schreitet mit enormer Dynamik voran. Neue Generationen von sogenannten Large-Language-Modellen (LLM) schaffen als generative Sprachmodelle deutlich erweiterte Möglichkeiten auch im Unternehmensumfeld. Mehr noch: Sie haben definitiv das Zeug dazu, die Arbeit in Finanzabteilungen weitreichend zu transformieren.

Visualisierung ist nur der Anfang

Die Unterstützung bei der automatisierten Analyse großer Datenmengen und deren Visualisierung in der gewünschten Form ist dabei nur der Anfang. Daten aus den Finanzsystemen des Unternehmens können mit KI-Unterstützung in beliebiger Granularität analysiert, visualisiert – etwa in Form von Dashboards – oder aber für die weitere Verarbeitung durch die Anwender in Planungs- und Berichtsentwürfe integriert werden.

KI übernimmt komplexere, strategischere Aufgaben

Ist dies bereits sehr hilfreich, so stehen wir aktuell dennoch vor einer weiteren revolutionären Veränderung. Denn nicht nur die funktionalen Möglichkeiten werden sich massiv verändern, sondern auch die Art und Weise, wie Mitarbeiter mit KI-Systemen im Finanzbereich umgehen und mit ihnen arbeiten. Neben der Möglichkeit, Daten und Inhalte KI-gestützt aufzubereiten, zusammenzufassen und darzustellen, wird die Zukunft durch eine immer stärkere Interaktion mit der Softwareplattform selbst geprägt. Hier kann es beispielsweise darum gehen, Einstellungen vorzunehmen, Formeln zu bilden oder Reporting-Aktionen durchzuführen. Die KI führt die Anwender an die richtige Stelle in der Finance-Software, um gewünschte Einstellungen vornehmen zu können und unterstützt sie bei der systemgerechten Formulierung von Berechnungsformeln und Regeln. Damit wird es möglich sein, auch komplexe Aktionen wie das Erstellen von Berichtsversionen und die intelligente Analyse von Kommentaren weitgehend zu automatisieren. KI wird darüber hinaus noch tiefer gehende Analysen ermöglichen, etwa mit Blick auf Einflussfaktoren für die Geschäftsentwicklung – Stichwort Driver-based Analysis.

KI revolutioniert das Controlling, Quelle: Getty images

Intuitiv: Der Umgang mit Informationssystemen wandelt sich radikal

Grundsätzlich ändert sich aktuell aber vor allem die Art und Weise der Arbeit wie mit Informationssystemen im Controlling gearbeitet wird. Das Erlernen der Bedienung komplizierter Frontends wird schon bald der Vergangenheit angehören. An die Stelle klassischer Bedienung per Tastatur und Maus tritt eine intuitive, natürliche Spracheingabe. Statt sich durch mehr oder weniger komplexe Menüs und Einstellungen zu arbeiten, „sagen“ Controlling-Mitarbeiter dem System wortwörtlich, was sie benötigen oder welche Aufgabe sie erledigen möchten. So ermöglicht etwa CCH Tagetik von Wolters Kluwer Anwendern über den KI-Assistenten „Ask AI“ bereits heute, ihrer Corporate-Performance-Management-Software (CPM) einfach eine Frage in natürlicher Sprache zu stellen.

Demokratisierung der Daten sorgt für neue Herausforderungen

Diese „Demokratisierung der Daten“ sowie die Fülle an neuen Möglichkeiten bringen selbstverständlich auch neue Herausforderungen mit sich, denen sich Unternehmen zeitnah stellen sollten. Dies betrifft etwa Fragen der KI-Governance. Angesichts der Mächtigkeit von KI-Tools muss klar geregelt sein, wer im Unternehmen auf welche Daten zugreifen kann und darf. KI gibt Mitarbeitern der Finanzabteilung Möglichkeiten an die Hand, die vor wenigen Jahren nicht ansatzweise vorstellbar waren. Daraus erwächst Verantwortung – denn unter Umständen können Informationen zugänglich werden, die nicht mit allen Mitarbeitern und schon gar nicht mit Außenstehenden geteilt werden sollen.

Transparenz und Nachvollziehbarkeit

KI-Governance betrifft jedoch keinesfalls nur die Menschen, sondern natürlich auch die KI selbst. Worauf darf sie zugreifen und welche Daten verwendet sie? Welche Quellen werden als vertrauenswürdig eingestuft? Werden ausschließlich unternehmensinterne Daten berücksichtigt oder darf die KI auch externe Informationsquellen nutzen? Damit einher gehen auch Fragen der Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Auch oder sogar gerade bei KI-generierten Inhalten ist es wichtig zu hinterfragen, woher genau die Informationen stammen und dies mit konkreten Belegen, Quellen oder Links zu untermauern.

Fazit

Beim Einsatz von KI-Lösungen im Controlling ist es sinnvoll, neben den Chancen auch von Anfang an den Aspekt KI-Governance zu berücksichtigen. CCH Tagetik beispielsweise setzt im Rahmen seiner CCH Tagetik Intelligent Platform auf den Grundsatz, dass Kunden stets die volle Kontrolle und Hoheit über ihre eigenen Daten behalten. Ein transparenter „Glass-Box“-Ansatz ermöglicht es, die Arbeit der KI zu überprüfen, zu bewerten und je nach Wunsch zu übernehmen. Dieses Zusammenspiel sorgt für eine optimale Nutzung der Stärken von Menschen und Maschinen und fördert gleichzeitig Vertrauen und Sicherheit im Umgang mit KI-Technologien.