Von der unterschätzten Ressource zum strategischen Erfolgsfaktor
Immobilien sind weit mehr als bloße Gebäude – sie sind die physische Grundlage jedes wirtschaftlichen Handelns. Ohne funktionierende Produktionsstätten, Logistikzentren, Büros oder Rechenzentren gibt es keine Leistungserstellung. Dennoch wird die Bedeutung des Corporate Real Estate Managements (CREM) in der Unternehmenspraxis häufig unterschätzt. Dabei ist CREM längst ein zentraler Hebel, um Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Nachhaltigkeit im deutschen Wirtschaftsraum zu sichern.
Der deutsche Immobilienmarkt – Fakten, Zahlen, Hebel
CREM ist ein zentraler Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Nachhaltigkeit deutscher Unternehmen. Mit einem Volumen von rund 3,5 Billionen Euro macht Corporate Real Estate (CRE) etwa ein Drittel des gesamten Immobilienvermögens in Deutschland aus. Es ist nicht nur ein essenzieller Produktionsfaktor, sondern auch ein bedeutender Vermögensbestandteil in den Unternehmensbilanzen. Die strategische Steuerung durch das CREM beeinflusst maßgeblich die Transformation und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen.
Die Transformation der Immobilienwirtschaft kann von den Unternehmen allein nicht bewältigt werden. Die Unternehmen sind auf politische Unterstützung angewiesen – denn ohne klare Impulse drohen Verzögerungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefährden.
Was kann die Politik zur Transformation beitragen?
Die bisherige Annahme, dass die notwendigen Anpassungen nur durch marktgetriebene Prozesse erfolgen, hat sich als unzutreffend erwiesen. Es bedarf eines aktiven Eingreifens der öffentlichen Hand: Dazu gehören die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Harmonisierung von Bauordnungen und die Einführung standardisierter Gebäudetypen, um Planungs- und Bauprozesse zu vereinfachen. Ebenso sind finanzielle Förderprogramme für energetische Sanierungen, digitale Infrastruktur und Flächenmobilisierung erforderlich. Kommunen müssen verstärkt Bauland bereitstellen und die notwendige Infrastruktur sichern, während Bund und Länder koordinierte Strategien entwickeln.
Wenn Unternehmen ihre Immobilienstrategien nicht schnell genug anpassen können, droht die digitale Transformation der Arbeitswelten ins Stocken zu geraten. Nur durch ein gemeinsames Vorgehen von Politik und Wirtschaft lässt sich sicherstellen, dass das CREM als strategischer Faktor für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit genutzt wird.
Damit CREM seiner strategischen Rolle als Ermöglicher gerecht werden kann, sind durchgängige Digitalisierung und Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie die Einrichtung eines digitalen Flächenkatasters notwendig.
Der ZIA fordert deshalb:
- eine Deregulierungsoffensive
- steuerliche Anreize wie verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten
- die Förderung von ESG-konformen Immobilien
Diese Maßnahmen erleichtern die Standortwahl und die Realisierung von Projekten und stärken die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Besondere Schwerpunkte im Einzelnen
Fachkräftemangel
Beschäftigtenwohnen entwickelt sich zu einem zentralen Instrument, um die Attraktivität von Unternehmen zu steigern und dadurch Mitarbeiter zu gewinnen. Besonders in Metropolregionen können Kooperationen im Wohnungsbau oder die Bereitstellung von Wohnraum entscheidend sein. Zudem müssen Bürogebäude den Anforderungen der Arbeitswelt von morgen entsprechen. Hierfür fordert der ZIA nicht nur eine Anpassung der Arbeitsstättenverordnung, sondern auch eine Flexibilisierung der Baunutzungsverordnung, um innovative Wohnformen wie Mitarbeiterwohnungen auf Betriebsgeländen zu ermöglichen.
Dekarbonisierung
Unternehmensimmobilien sind für ein Drittel des gesamten Gebäudeenergieverbrauchs verantwortlich und bieten daher enormes Potenzial für die Erreichung der Klimaziele. Die zentralen Hebel liegen in energetischer Sanierung, Effizienzsteigerung und der Nutzung erneuerbarer Energien, etwa durch Photovoltaikanlagen oder Quartierslösungen. Bereits rund 70 Prozent der Unternehmen berücksichtigen CO₂-Reduktion in ihrer Immobilienstrategie. Damit diese Bemühungen erfolgreich bleiben, braucht es verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen, etwa bei der Einstufung von Kundenanlagen, der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes und der Umsetzung der EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie. Zudem fordert der ZIA eine Stärkung des Quartiersansatzes, um Synergien bei Energieeffizienz und Dekarbonisierung zu nutzen.
Unser Appell an die Politik
Damit Corporate Real Estate Management zum Treiber der Transformation wird, braucht es eine moderne, effiziente und innovationsfreundliche Regulierung. Zentral sind dabei:
1. Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse
- Digitale, medienbruchfreie Verfahren
- Einheitliche Standards und klare Zuständigkeiten
- Weniger Verzögerungen durch Abstimmungen und überlastete Behörden
2. Systematischer Bürokratieabbau
- Reduktion unnötiger Berichtspflichten
- Harmonisierung der Landesbauordnungen
- Konzentration auf relevante Regelwerke
3. Novelle des Baugesetzbuches (BauGB)
- Flexible Regelungen für moderne Nutzungskonzepte
- Ermöglichen von Mixed-Use, Reurbanisierung und nachhaltigen Quartieren
- Realitätsgerechte Rahmenbedingungen für Transformation und Bestandserhalt
Fazit: CREM als Wegbereiter auf Unterstützung der Politik angewiesen
CREM verbindet ökonomische Effizienz, soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit. Damit das CREM sein volles Potenzial entfalten kann, müssen die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen dringend modernisiert werden. Die vom ZIA formulierten Vorschläge – von der Beschleunigung von Planungsprozessen über die Anpassung der Arbeitsstättenverordnung bis hin zur Förderung der Dekarbonisierung – zeigen, wie CREM zur Triebkraft einer zukunftsfähigen Wirtschaft werden kann.
Wenn Unternehmen und Politik hier gemeinsam handeln, wird CREM zum Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Klimaschutz – und damit für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
