Wie der digitale Kollege für Effizienz in der Produktion sorgt

Im Kampf um die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist vor allem eines entscheidend: die Verbindung von Lean Management und Digitalisierung. Eine Schlüsselrolle kann dabei der Einsatz eines digitalen Assistenzsystems spielen, das den Produktionsprozess unterstützt und optimiert.

Die Kosteneffektivität von Unternehmen gerade im asiatischen Raum und in Osteuropa ist sehr groß. So groß, dass traditionelle deutsche Hersteller oftmals den Anschluss verlieren. Gleichzeitig ist eine vollständige Automatisierung, insbesondere für Kleinserienfertiger, häufig nicht möglich. Also kommt es auf kreative Lösungen an, die die manuelle Fertigung durch intelligente und moderne digitale Lösungen ergänzen.
Allerdings ist es mit der Entscheidung für die digitale Aufrüstung der eigenen Produktion noch lange nicht getan: Digitale Helfer führen nur dann zu einem Effizienzschub, wenn im Unternehmen klare Abläufe und Prozesse definiert sind. Somit bildet Lean Management das Fundament für einen sauberen digitalen Prozess.
Auch wir bei ifm haben uns die Frage gestellt, wie eine deutliche Effizienzsteigerung möglich ist – und widmen uns seit 2017 voll der Digitalisierung. Das Ergebnis: eine Effizienzsteigerung zwischen zehn und 20 Prozent. Möglich war das allerdings nur durch die vorherige Umsetzung einer schlanken Produktion nach dem Toyota-Produktionssystem. Das Konzept beschreibt die zielgerichtete Ausrichtung auf eine effiziente Gestaltung der Wertschöpfungskette im gesamten Unternehmen. Dazu gehört die Identifikation von Handlungspotenzialen in eben dieser Kette, gleichzeitig soll Verschwendung von Material und Arbeitszeit vermieden werden.
Der Methode des Lean Managements liegt eine ganzheitliche Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Kunden zugrunde, wodurch die Wirtschaftlichkeit der eigenen Produktion gesteigert werden kann. Das ist auch der Grund, weshalb es bei der Digitalisierung um viel mehr als nur um die Hochrüstung der Anlagen geht: Erforderlich sind eine klare Strategie und schlanke Prozesse, auf der die Digitalisierung aufbauen kann.
Für eine erfolgreiche Umsetzung empfehlen wir, Digitalisierung, Lean Management und Nachhaltigkeit gemeinsam zu denken. Gerade bei mittelständischen Unternehmen, die hier oft noch großen Nachholbedarf haben, hat es sich bewährt, klein anzufangen: ein kleines Beispielprojekt auszuwählen und dieses „lean“ umzusetzen. Die dabei gemachten Erfahrungen helfen dann schließlich auch in der gesamten Digitalisierung des Unternehmens.

Vom eigenen Problem zur marktreifen Anwendung

ifm ist selbst so in die Digitalisierung eingestiegen: Wir standen vor der Herausforderung, Flüchtigkeitsfehler in der Kleinserienfertigung zu vermeiden. Da die Produkte von Deutschland aus in die ganze Welt versendet werden, können Fehler schnell teuer werden.
Aufgrund dieser Erfahrung entwickelten wir das Werkerassistenzsystem ifm mate, einen „digitalen Kollegen“, der die Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz mit Hilfe einer KI-basierten Bildverarbeitung unterstützt. Eine 2D/3D-Kamera erkennt die Hände des Werkers und folgt seinen Handgriffen. Im Falle eines Fehlers wird das dem Mitarbeitenden sofort auf einem Bildschirm angezeigt. So lassen sich Flüchtigkeitsfehler zum Beispiel beim Verpacken unserer Sensoren verhindern, was die Rücklaufquote deutlich senkt.
Das System verbessert auch den Personaleinsatz: Durch Videosequenzen, die auf dem Monitor abgespielt werden, erhalten die Mitarbeiter Unterstützung bei der Einarbeitung. Dass ein Arbeiter nur an einem Arbeitsplatz zurechtkommt, gehört damit der Vergangenheit an. Dank dieses umfassenden Ansatzes hat ifm die Auszeichnung als „Fabrik des Jahres“ erhalten.

Das Werkerassistenzsystem ifm mate unterstützt bei der digitalen Transformation des Unternehmens.

Lean Management als Voraussetzung

Was mit der Optimierung der eigenen Produktion begann, hat ifm mittlerweile zu einem marktreifen Produkt weiterentwickelt. Mit Assistenzsystemen wie den ifm mate können deutsche Unternehmen ihre Produktion optimieren und so auch bei steigendem Wettbewerbsdruck konkurrenzfähig bleiben. Entscheidend bleibt dabei jedoch: Damit der „digitale Kollege“ sinnvoll eingesetzt werden kann, sollte das Unternehmen die Lean-Prinzipien umgesetzt haben. Durch die Standardisierung von Prozessen in der physischen Welt werden die Voraussetzungen für den Einsatz weiterer digitaler Lösungen geschaffen. So beginnt die Qualitätsoptimierung bereits deutlich früher – selbst bevor eine Maschine in den Prozess eingreift.

Mit der digitalen Transformation in eine nachhaltige Zukunft

Für die künftige Ausrichtung von Unternehmen spielen Lean Management und Digitalisierung eine wichtige Rolle: Sie sind die Voraussetzung für eine nachhaltige Produktion bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit. Die digitale Transformation erlaubt es, intelligente Systeme an Produktionspläne anzupassen und Anlagen entsprechend hoch- und runterzufahren. Das spart nicht nur Kosten und Arbeitseinsatz, sondern senkt auch den Energieverbrauch. Wieder kommen die Lean-Prinzipien zum Tragen: Nur wenn die Maschinen und Prozesse stabil laufen, ist es möglich, dem System die Abschaltautomatiken zu übertragen.
Mit Lean Management können Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck transparent darstellen und verringern. Automatisierung unterstützt das vorhandene Personal und erhöht gleichzeitig dessen Produktivität, während es die Arbeitsprozesse nachhaltiger gestaltet. Schließlich nehmen Unternehmen durch die Fokussierung auf Digitalisierung, Lean Management und Nachhaltigkeit eine wichtige Verantwortung wahr: Sie reagieren auf die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Anforderungen, die an die Industrie der Zukunft gestellt werden.

Hier finden Sie weitere Informationen über die Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten des digitalen Assistenzsystem für Handarbeitsplätze „ifm mate“.

 

 

 

Der Autor:
Bernd Hausler ist Hauptabteilungsleiter Produktion Positionssensorik bei der ifm efector gmbh in Tettnang.

Die ifm-Unternehmensgruppe entwickelt, produziert und vertreibt mit mehr als 8.700 Beschäftigten weltweit Sensoren, Steuerungen, Software und Systeme für die industrielle Automatisierung sowie für SAP-basierte Lösungen für Supply Chain Management und Shop Floor Integration.