Steigerung der Krisenresilienz durch präventive Datenplattform

Die schnelle Verfügbarkeit von Daten ist ein wichtiges Instrument zur Erkennung und Steuerung von Unternehmenskrisen. Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten lohnt sich daher der Aufbau einer Datenplattform, um in Krisensituationen die dringend benötigte Informationshoheit herzustellen. Anhand eines krisenbasierten Ansatzes können Aufwand und Umfang für den Aufbau einer Datenplattform fokussiert werden.

Daten sind einer der wesentlichen Faktoren für erfolgreiche Digitalisierung und gleichzeitig Ergebnis zunehmend digitaler Prozesse. Dafür schafft eine leistungsfähige Datenplattform Transparenz im Unternehmen, indem sie Daten nahtlos integriert und eine umfassende Sicht ermöglicht. Diese Transparenz ermöglicht schnelle und fundierte Entscheidungen, was nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch echte Wettbewerbsvorteile bringen kann.

Obwohl der Nutzen hinlänglich bekannt ist, gehen viele Unternehmen das Thema immer noch zaghaft an. Und angesichts derzeit verhaltener Wirtschaftsprognosen werden gerade Datenplattformprojekte weiter zurückgestellt. Dabei kann eine integrierte Datenplattform ein wesentliches Mittel zur Krisenresilienz darstellen.

Dringende Datenbedarfe in Krisensituationen

Gemäß der IDW S6 lassen sich die fünf Krisenstadien Stakeholderkrise, Strategische Krise, Produkt- und Absatzkrise, Erfolgskrise und Liquiditätskrise unterscheiden.

Anhand eines einfachen Beispiels soll veranschaulicht werden, wie nachteilig sich das Fehlen einer Datenplattform in Krisensituationen auswirken kann, wenn notwendige Informationen erst aufwändig aus Datensilos extrahiert und aufbereitet werden müssen:

Ein rollierender 13-Wochen-Forecast ist ein erprobtes Mittel, um eine Liquiditätskrise zu erkennen und zu steuern. Dazu müssen sehr unterschiedlich strukturierte Daten aus technisch heterogenen Quellen zusammengeführt werden (z.B. Kontostände bei verschiedenen Banken, gebuchte Forderungen und Verbindlichkeiten aus dem ERP, eingehende Rechnungen aus Workflowsystemen und Lohn- und Gehaltsprognosen aus HR-Systemen).

Die Automatisierung des Exports, Homogenisierung der Daten auf gleiche Einheiten und Perioden, Speicherung in einem historisierten Datenschema und Aufbereitung zu einem kompakten Dashboard ist ein durchaus komplexer Ablauf und kann (insbesondere in wenig digitalisierten Unternehmen) einiges an Aufwand hervorrufen. Wertvolle Reaktionszeit, die man in der akuten Krise verliert.

Erweitert man den Blick auf die anderen möglichen Krisenstadien, wird klar, dass durch weitere Datenbedarfe auch die Komplexität weiter steigt. Dies erschwert eine datenbasierte und zeitlich angemessene Krisenreaktion weiter.

Design einer präventiven Datenplattform

Durch frühzeitiges Handeln und den Aufbau einer Datenplattform kann jedoch das Risiko mangelnder Transparenz und uninformierter Krisenreaktion vermieden werden. Aus der präventiven Krisenbetrachtung lassen sich Inhalte, Richtlinien und Architektur für eine Datenplattform herleitet.

1. Herleitung von Dateninhalten: Anhand der genannten Krisenstadien können für jedes Unternehmen individuelle Datenbedarfe abgeleitet werden. Für die jeweiligen Bedarfe müssen die notwendigen Quellsysteme ermittelt werden.

2. Formulierung von Richtlinien: Für die jeweiligen Krisenstadien und Datenbedarfe können weitere Anforderungen zur Datenqualität, zur Datenverfügbarkeit oder zu Datenzugriffsrechten definiert werden. Ferner sollte festgelegt werden, wer für Bereitstellung und Pflege von Daten verantwortlich ist.

3. Design der Architektur: Nun wird eine logische und technische Architektur definiert, die die Anforderungen aus den zuvor genannten Schritten erfüllt. Dazu werden notwendige Softwaretools für Integration, Aufbereitung, Speicherung und Analyse ausgewählt. Ergänzend müssen weitere Aspekte wie Zugriffskontrolle, Änderungsmanagement oder Archivierung beachtet werden. Dabei gilt es, das Zusammenspiel der jeweiligen Tools zu definieren und die Datenplattform in die bestehende IT-Landschaft zu integrieren. Wenn möglich, sollten bereits vorhandene Softwarelösungen verwendet werden.

Umsetzungsplanung und Aufbau der Datenplattform

Je nach Voraussetzungen im Unternehmen hat man die Integration und Aufbereitung der jeweiligen Dateninhalte sowie den Aufbau der notwendigen Plattforminfrastruktur zu leisten. Um hier nicht in die Komplexitätsfalle zu tappen, sollten ein paar einfache Regeln beachtet werden.

1. Commitment des Managements sicherstellen. Der Aufbau einer auf Krisenprävention ausgerichteten Datenplattform bedarf etwas Zeit – Zeit, in der nicht zu jedem Zeitpunkt nutzbare Ergebnisse vorliegen. Daher ist es wichtig, dass das Management hier voll dahinter steht und die notwendigen Prioritäten sicherstellt.

2. Überschaubare Arbeitspakete definieren und agil vorgehen. Arbeitspakete sollten so definiert werden, dass sie in sich abgeschlossen sind und vollständig abschätzbar sind (z.B. Integration einer Datenquelle). Vollständige Anwendungsfälle (z.B. 13-Wochen-Liquiditätsforecast) ergeben sich aus der Kombination mehrerer Arbeitspakete. Arbeitspakete können dann auch unabhängig vom fachlichen Zusammenhang in Iterationen gebündelt und umgesetzt werden. Beispielsweise kann eine Bündelung nach personeller Verfügbarkeit oder technischen Voraussetzungen erfolgen. Das ermöglicht ein bewusst kleinschrittiges Vorgehen, was wiederum das Risiko größerer Fehlentwicklungen minimiert.

3. Abhängigkeiten analysieren und notwendige Arbeiten vorziehen. Die Abhängigkeiten aller definierten Arbeitspakete und Anwendungsfälle zueinander sollten analysiert werden. Arbeitspakete, die jeweils viele andere Arbeitspakete blockieren, sollten vorgezogen werden. So können ein stetiger Arbeitsfluss sichergestellt und Leerlauf im Projektteam vermieden werden.

4. Technische Plattform und Dateninhalte parallel bearbeiten. Wenn Einigkeit über die Architektur und Inhalte der Datenplattform besteht, sollte mit der Integration der Dateninhalte begonnen werden, sobald die dafür notwendigen Softwaretools bereitstehen. Tools etwa für die Datenvisualisierung können parallel zur Datenintegration vorbereitet werden.

Nukleus für datengetriebenes Unternehmen

Dieser reduzierte, auf Krisenprävention ausgerichtete Ansatz stellt sicher, dass die für die Krisenerkennung und -steuerung notwendigen Daten vollständig und zeitnah verfügbar sind. Das krisenorientierte Vorgehen definiert ein Minimum an Daten und Technik, die für die Unternehmenssteuerung notwendig sind. Um aus Unternehmensdaten weiteren strategischen Nutzen zu ziehen, müssen Ziele und Vorgehen klar an der Unternehmensstrategie ausgerichtet werden und in einer Datenstrategie formuliert werden. Die auf Krisenprävention ausgerichtete Datenplattform schafft den nötigen Freiraum, um die Entwicklung zur datengetriebenen Organisation fortzuführen.

Weitere Informationen zu Datenstrategie, dem Aufbau von Datenplattformen und weiteren Aspekten eines integrierten Data Value Managements: https://www.adexpartners.com/services/data-value-management.html

 

 

Der Autor:

Christoph von Hinten ist als Associate Partner bei AdEx Partners tätig. In seiner Rolle als Trusted Advisor nutzt er seine Leidenschaft für Innovationen, um Unternehmen bei der Entwicklung und Implementierung von Strategien in den Bereichen Data Platform und digitale Transformation zu unterstützen.

Weitere Information unter www.adexpartners.com