Schaeffler & Vitesco – IT als Treiber eines erfolgreichen Unternehmens-zusammenschlusses

Der Zusammenschluss von Schaeffler und Vitesco Technologies hat zum Ziel, die Stärken beider Unternehmen zu vereinen und eine führende Motion Technology Company zu schaffen. IT spielt eine Schlüsselrolle, um den Merger erfolgreich zu gestalten und gleichzeitig das Momentum für eine nachhaltige Digitalisierung zu nutzen.

Mensch vor Maschine

Seit über 75 Jahren treibt die Schaeffler Gruppe zukunftsweisende Erfindungen und Entwicklungen im Bereich Motion Technology voran. Durch den Zusammenschluss mit Vitesco Technologies geht Schaeffler nun einen weiteren, entscheidenden Schritt: Gemeinsam entsteht die führende Motion Technology Company, die Bewegung effizienter, intelligenter und nachhaltiger macht. „Teamwork“, „Trust“ und „Transparency“ sind die Werte unseres Unternehmens und die Basis für erfolgreiche Zusammenarbeit. Diese Werte gelten auch in Zeiten eines Mergers, denn es sind unsere Mitarbeitenden, die die Integration stemmen und zu einem Erfolg machen werden.

Für einen erfolgreichen Zusammenschluss der IT ist ein Höchstmaß an Transparenz entscheidend. Die reine Erhebung von Systeminformationen im Rahmen einer fachlichen Due Diligence reicht dabei nicht aus. Erst, wenn die IT-Verantwortlichen auf beiden Seiten ein ganzheitliches Verständnis der IT-Systemumgebungen mit ihren Stärken und Schwächen haben, können zielgerichtete Entscheidungen getroffen werden. Diese kompromisslose Transparenz erfordert Offenheit und Vertrauen. Insbesondere bei Mitarbeitenden von Vitesco Technologies war die Verunsicherung teilweise groß. Schließich geht es um ihre Zukunft in einem für sie noch unbekannten Unternehmenskontext.

Neben Kommunikation und Veränderungsmanagement war hier vor allem von uns als Schaeffler-IT eine Art „Vorschussmentalität“ gefordert. In den ersten Wochen habe ich in Gesprächen mit Vitesco-Kollegen bewusst Integrationsbeispiele ausgewählt, in denen ich offen unsere Schwächen dargelegt habe. Dies trug gerade am Anfang positiv zum Vertrauensaufbau bei und nach etwas mehr als sechs Monaten Integrationsarbeit in der IT bin ich sehr stolz auf unsere Teams bei Schaeffler und Vitesco Technologies. Es ist bemerkenswert, wie selbstverständlich und ergebnisoffen sie an der Definition und Umsetzungsplanung optimaler IT-Architekturen arbeiten.

Entscheidungsfindung als Erfolgskriterium

In keiner anderen Entwicklungsphase eines Unternehmens müssen in so kurzer Zeit auf allen Ebenen so viele Entscheidungen über das weitere Vorgehen getroffen werden, wie bei einer Fusion. Die IT muss entscheiden, wie Netzwerke, Cloud-Plattformen, der digitale Arbeitsplatz und vieles mehr zusammengeführt und harmonisiert werden sollen.

Aufgrund des hohen Digitalisierungsgrades in unserem Unternehmen haben aber nahezu alle Entscheidungen auch in den Fachbereichen direkt oder indirekt Anpassungen an den eingesetzten IT-Systemen zur Folge.

„Wir wollen eine Benchmark-IT werden“

Zudem können wir in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht alle anderen Projekte stoppen, bis die wesentlichen IT-Integrationen abgeschlossen sind. Im Gegenteil: Damit sich die neue
Schaeffler Gruppe noch besser und stärker am Markt positionieren kann, muss die IT das Wachstum unterstützen. Innovation durch Digitalisierung soll neue oder erweiterte Marktzugänge ermöglichen.

Durch diese hohe Dichte an Anforderungen – sowohl aus der Integration als auch aus Wachstums- und Innovationsprojekten – stehen wir als IT unter vielfältigen Herausforderungen. Die richtigen Entscheidungen darüber zu treffen, was kurzfristig, was mittelfristig und was erst zu einem späteren Zeitpunkt zu tun ist, ist für den Erfolg des Mergers von entscheidender Bedeutung.

Der Zusammenschluss mit Vitesco Technologies bietet eine große Chance zur Optimierung, schließlich wollen wir eine Benchmark-IT schaffen. Eine Benchmark-IT muss eine IT-Landschaft mit Innovationskraft, Flexibilität, Kostenattraktivität und Businessausrichtung bieten. Gleichzeitig dürfen wir uns auf dem Weg dahin nicht in jahrelangen Detailoptimierungen verlieren. Eine Benchmark-IT muss sich daran messen lassen, wie sie den Geschäftserfolg von Schaeffler bei ihrer Transformation zu einer führenden Motion Technology Company unterstützt – und das nicht erst in fünf Jahren.

Unsere Steuerungs-Strategie

Wir folgen einem Steuerungsmodell, das sich flexibel an die Phasen der Integration anpasst.

Phase I:
Initial haben wir zwei grundlegende Ablaufstränge:

1. Einen business-getriebenen Strang, mit starkem Fokus auf den Day 1. Hier geht es darum, alles zu etablieren, was das kombinierte Unternehmen vom ersten Tag an benötigt. Dazu gehören die Erfüllung rechtlicher Anforderungen als auch praktische Themen, wie harmonisierte HR-Stamm- und Organisationsdaten.

2. Gleichzeitig treiben wir alles voran, was für die effiziente Kollaboration der beiden noch unterschiedlich arbeitenden Unternehmensteile wichtig ist. Wir warten nicht auf einen Day 1, sondern rollen kontinuierlich neue Funktionen aus, um z.B. über die Unternehmensgrenzen hinweg chatten oder auch Kalenderbuchungen einsehen zu können. Auch das automatische Verbinden mit dem jeweils „anderen“ WLAN erleichtert mittlerweile das Arbeiten an den verschiedenen Standorten.

Phase II:
Je näher Day 1 rückt, desto mehr werden wir die Steuerungslogik dahingehend verändern, dass wir aus der IT heraus mehr Einfluss auf die Abläufe nehmen. Während einzelne Fachbereiche vorgegeben haben, was für Day 1 wichtig ist, werden wir zukünftig auch den Business-Anteil der IT-Integration stärker co-steuern. Wir kennen die für die Integration relevanten IT-Produkte bei Schaeffler und Vitesco Technologies. Vereinfacht gesagt: Wenn wir die Liste der IT-Produkte irgendwann von Anfang bis Ende abgearbeitet haben, ist die Integration abgeschlossen. Natürlich muss in enger Abstimmung mit dem laufenden Geschäft priorisiert werden, um gemeinsam zu klären, ob kurzfristig eine Interims-Lösung etabliert oder mit etwas mehr Aufwand gleich eine Ziellösung erzielt werden kann. Hier arbeiten wir eng mit den in den Fachbereichen etablierten Digital Transformation Ownern zusammen, die diesen Prozess unter-
stützen.

Dadurch, dass die IT einen umfassenden Blick auf alle geschäftsprozessunterstützenden IT-Systeme hat und genau weiß, wer im Business die jeweiligen Ansprechpartner sind, können wir garantieren, dass nichts Relevantes übersehen wird. Darüber hinaus ist es uns so auch möglich, Integrationsanforderungen unmittelbar mit den regulären Business-Anforderungen in Bezug auf Wachstum oder Innovation in Einklang zu bringen.

Mit diesem Set-up sind wir in der Lage, sowohl auf individueller IT-Produktebene, auf der Ebene der Geschäftsprozesse als auch übergreifend über die Business-Domänen hinweg stets die richtige Balance zu finden, um für Schaeffler zu einer Benchmark-IT zu werden.

Der Autor:

Als CIO verantwortet Marc Votteler seit Ende 2021 die Group IT der Schaeffler Gruppe an rund 200 Standorten in mehr als 50 Ländern. Ab Oktober 2024 werden auch die entsprechenden IT-Teams von Vitesco Technologies ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich übergehen.