Nachhaltigkeit PLUS – ein neues Geschäftsmodell für Zeppelin Systems

Corporate Social Responsibility (CSR) und das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext sind in aller Munde. Vor allem im Bereich der Kunststoffindustrie stellt sich die Frage: Wie sieht gelebte Nachhaltigkeit konkret aus? Der Anlagenbauer Zeppelin Systems GmbH mit Sitz in Friedrichshafen befasst sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit und wagt nun den nächsten Schritt in diesem Bereich: Nachhaltigkeit PLUS als Next-Level-Geschäftsmodell auf dem Weg zur nachhaltigen (Kunststoff-)Industrie.

Die Zeppelin Systems GmbH ist ein ausgewiesenes Stiftungsunternehmen und dementsprechend dem Unendlichkeitsprinzip verpflichtet. Als führendem Systemanbieter im Bereich Material-Handling für hochwertige Schüttgüter gehören nachhaltiges Wirtschaften, soziale Verantwortung und ein zukunftsorientierter Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung seit jeher zur unternehmerischen DNA. Das Einsparen von Energie, das Erschließen nachhaltiger Energiequellen, ein zunehmend elektrifizierter Fuhrpark sowie ein ausgeprägtes Engagement für soziale Zwecke sind für Zeppelin Standard.

Was bedeutet also Nachhaltigkeit PLUS konkret?

Das Unternehmen mit knapp 2.000 Mitarbeitenden und ca. 500 Millionen Euro Umsatz hat sich entschieden, nicht nur externe Einflüsse, die auf den Unternehmenszweck einzahlen, nachhaltiger zu gestalten. Zeppelin investiert in neue Geschäftsbereiche rund um nachhaltige Industrien und baut diese auf und aus. Damit wird der komplette Kunden-Life-Cycle langfristig ökologisch. Das ist Zeppelins PLUS an Nachhaltigkeit.

Von der Vision zur Mission – Möglichkeiten der Veränderung erkennen

Im Frühjahr 2022 entwickelte Zeppelin Systems eine klare Vision: Durch die Neuaufstellung des Portfolios hin zu noch nachhaltigeren Technologien soll das Unternehmen zu einem relevanten und ernstzunehmenden Player im Bereich der Batteriezellenproduktion und dem Recycling von Kunststoffen werden.
Um das Ausmaß dieser Herausforderung greifen zu können, ist ein kurzer Exkurs notwendig: „Weiße Elefanten“ sorgten bislang beim Zeppelin Anlagenbau für Stolz und Anerkennung. Gemeint waren damit besondere Großaufträge im Polyolefinbereich: Sinnbildlich standen diese weißen Elefanten für Anlagen, bestehend aus Silos in Kombination mit herausragender Förder- und Dosiertechnik. Das Bewusstsein und der Stolz, zu den wenigen Ingenieuren und Konstrukteuren auf der Welt zu gehören, die solche Anlagen für Größen der Petrochemie bauen können, prägen ein Unternehmen und (zu Recht) die ganze Mannschaft. Aufträge wie diese kamen wahren Ritterschlägen innerhalb der Vertriebs- und Engineering-Teams gleich.
Die Kunststoffrecyclingindustrie jedoch ist auf der Recyclerseite bislang vorwiegend mittelständisch strukturiert. Auf der Maschinen- und Anlagenanbieterseite dominieren ebenso mittelständische Unternehmen diesen spezialisierten, aber stark boomenden Markt. Wie also agiert man hier als „Big Player“ und gleichzeitig „Underdog“? Und wie begeistert man eine Mannschaft für den Aufstiegskampf in einem neuen Markt, wohlwissend dass in gewohnten Gefilden viel einfacher die Pole Position winkt?

Wandel wird durch Personen getrieben

Als erste Maßnahme suchte das Unternehmen einen Manager aus der Industrie, der sowohl auf Anbieter- als auch auf Kundenseite Erfahrung mitbrachte. Es war das Ziel, eine Persönlichkeit zu finden, die andere Menschen für neue Dinge begeistern kann und sich mit vollem Herzblut für diesen Markt einsetzt, um die Rolle als Vice President Recycling Plants zu übernehmen.
Für seine neue Aufgabe bei Zeppelin Systems erhielt er völlig freie Hand – verbunden mit der Maßgabe, innerhalb von drei Monaten eine Strategie vorzulegen, die den Weg ebnen sollte, Zeppelin zu einem relevanten Player im Bereich des Kunststoffrecyclings zu machen.
Diese Freiheit öffnete Räume und Möglichkeiten. Im Unternehmen und auch darüber hinaus erzeugte die getroffene Maßgabe hohe Aufmerksamkeit und Interesse. Es kam Bewegung in die interne Mannschaft, immer mehr Kolleginnen und Kollegen interessierten sich für das Thema Kunststoffrecycling, sahen das Potenzial in diesem Markt und spürten die Leidenschaft des neuen Managements für dieses Thema.
Die Strategie wurde nach drei Monaten im Aufsichtsrat präsentiert. Mit ihren beiden Hauptkomponenten „Neuer Recycling Bereich“ und „Kulturwandel im Denken“ erntete sie Anerkennung und wurde beschlossen.

Gründung: Neuer Recycling-Bereich

Bereits wenige Monate später erfolgte die Gründung eines eigenen Bereichs für Recycling innerhalb des Zeppelin Anlagenbaus. CEO und Bereichsleitung definierten gemeinsam auch in den internationalen Vertriebs- und Engineeringeinheiten Verantwortliche für diesen Bereich und konnten zusätzlich neue Kolleginnen und Kollegen gewinnen.
Völlig untypisch für ein solch großes Unternehmen lag bei diesem Wachstumsthema der Hauptfokus nicht auf dem Umsatz. Vielmehr stand im Vordergrund, ob die Strategie, die Umsetzung, die Richtung und die Dynamik innerhalb der Teams stimmten. Die Ergebnisse geben dieser Vorgehensweise Recht: Der Erfolg stellte sich mit den richtigen Menschen auf den richtigen Positionen ein.

Shift of Focus: Kulturwandel im Denken

Der Schlüssel für eine solche dynamische Entwicklung liegt in der Offenheit im Denken von Lösungen, dem Wandel der Kultur, aber auch in der Besetzung mit den richtigen Personen und Persönlichkeiten, dem Fokus in Bezug auf den Markt – und dazu dem Mut und der Konsequenz vom Management bis zum Aufsichtsrat, diesen Weg zu tragen und die Rahmenbedingungen zu schaffen.
Der Umbau des Unternehmens zu Nachhaltigkeit PLUS wird noch Jahre dauern. Aber der erste Leuchtturm steht und weist den Weg in eine nachhaltigere Zukunft – bei Zeppelin und für seine Kunden weltweit, getreu dem Motto “We Create Solutions”.

Die Autoren:
Dr. Markus Vöge, CEO der Zeppelin Systems GmbH in Friedrichshafen, war nach seiner Zeit als Berater bei Roland Berger in führenden Managementpositionen, unter anderem bei Siemens, dem Dürr Konzern sowie auch für den Emir von Dubai international tätig.

 

 

Josef Art ist Vice President Food & Recycling Plants bei Zeppelin Systems und wechselte im Jahr 2018 ins Maschinen- und Anlagenbaugeschäft. Davor war er im Bereich Automotive tätig und leitete unter anderem ein digitales Startup, das mit Kunststoffrezyklaten handelte.