Digitale Automatisierung wird weit über automatische Abläufe an Schnittstellen und in Prozessen hinausgehen. Hierzu bedarf es passender Vorarbeiten: Ein integrativer Ansatz für den Umgang mit im Unternehmen anfallenden Daten bildet das Fundament. Unterstützt von künstlicher Intelligenz können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann lernende Systeme entwerfen, die Entscheidungen treffen und automatisch Aktionen umsetzen – für mehr Effizienz und Agilität. So bekommen die Menschen im Unternehmen den Kopf frei für das, was Sie am besten können: Innovation und Kreativität.
Deutschland kommt in der Digitalisierung voran: Vom Großkonzern über den Mittelstand bis zum Kleinunternehmer wird digital modernisiert.
Und auch die Nutzung des Cloud-Computings ist inzwischen weitgehend gesetzt. Geschäftsentscheider haben die dadurch mögliche Flexibilität bei Investitionen zu schätzen gelernt. Techniker und Juristen sehen, dass Sicherheit, Compliance, Zuverlässigkeit und Datenschutz in der Cloud viel verlässlicher umsetzbar sind. Entsprechend rasant investieren Technologie-Anbieter in ihre Cloud-Plattformen.
Diese „Demokratisierung“ von Technologie führt dazu, dass heute jedes Unternehmen Zugang zu denselben Technologien hat. Hochleistungs-Rechner, Big Data Systeme, künstliche Intelligenz (KI) und selbst die ersten Quanten-Computer sind nicht mehr das Privileg von finanzstarken Großunternehmen. Wer eine Kreditkarte hat, kann modernstes High Tech aus der Cloud nutzen.
Damit steht es jedem Unternehmen offen, an der großen Vision der Digitalisierung zu arbeiten: der digitalen Automatisierung. Doch welche Schritte sind auf dem Weg dorthin nötig? Und worauf sollte man achten?
Daten als Motor für die Transformation: Die digital Feedback Loop
Die Grundlage für Automatisierung ist der ganzheitliche Umgang mit Daten. Schon heute konzentrieren sich viele Transformationsprojekte auf die bessere Nutzung von Kundendaten oder auf das Lernen aus den eigenen Geschäftsprozessen. Und natürlich produzieren Mitarbeiter jeden Tag wertvolle Informationen. Hinzu kommen immer häufiger Telemetrie-Daten von digital ergänzten Produkten oder gar gänzlich digitale Produkte und Services.
Im Konzept der „digital Feedback Loop“ geht es darum, diese Daten zentral zu vernetzen. Selbstverständlich muss dies unter konsequenter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher und ethischer Rahmenbedingungen erfolgen. In den Worten von Satya Nadella, CEO von Microsoft: „Wir dürfen nicht nur fragen, was Computer alles tun können. Wir müssen diskutieren, was Computer tun sollen.“ Sicherheit, Inklusion, Fairness, informationelle Selbstbestimmung, Transparenz und Verantwortung sind die sechs Kernprinzipien, nach denen diese Diskussion ablaufen muss.
Advanced Analytics und künstliche Intelligenz ermöglichen es dann, Schlüsse zu ziehen und ein lernendes Unternehmen zu entwickeln: Mehr Wissen über Kunden hilft dabei, bessere Produkte zu gestalten und Prozesse zu optimieren. Informationen aus Produkt-Telemetrie und verbesserte Prozesse erlauben Mitarbeitenden, ein besseres Kundenverständnis aufzubauen – was w iederum zu innovativeren Produkten führt! Und dann beginnt der Zyklus wieder von vorne. Vernetzte Daten stehen im Zentrum dieses lernenden Systems aus Kunden, Mitarbeitern, Prozessen und Produkten. Die digital Feedback Loop beschleunigt Innovationen und Effizienz. Und sie stärkt die Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen können schneller auf Marktveränderungen reagieren.
Durch demokratisierte (Cloud-)Technologien ist der Einstieg heute so leicht wie nie: Advanced Analytics Plattformen wie Microsoft Azure Synapse oder KI durch Azure Machine Learning erlauben schnellstmögliche Umsetzung. Wichtig bei allen einzelnen Projekten ist es jedoch, immer den ganzheitlichen Ansatz der digital Feedback Loop über alle Unternehmensbereiche (Kunde, Mitarbeiter, Prozesse, Produkte) hinweg im Blick zu behalten.
Stufen der digitalen Automatisierung: Schnittstellen, Prozesse, Entscheidungen
Klassische Robotic Process Automation (RPA) befreit Menschen von repetitiven Arbeiten an Schnittstellen zu Altsystemen. Microsoft Power Automate RPA ist ein Beispiel für eine derartige Technologie. Neben der Anbindung von Altsystemen erlaubt Power Automate die Integration von über 100 modernen Datenquellen und Applikationen: vom Social Media Connector über Microsoft Office bis hin zu Datenbanken, ERP- und CRM-Systemen. So lassen sich auch mehrstufige Prozesse einfach automatisieren.
Spannend wird Automatisierung, wenn man sie gemeinsam mit der Datenbasis der digital Feedback Loop einsetzt. Advanced Analytics Plattformen analysieren diese Datenbasis mittels KI. Dabei werden Muster und Treiber für geschäftliche Entwicklungen erkannt. Und natürlich können innovative KI-Systeme inzwischen auch Empfehlungen für Maßnahmen entwickeln. Die Entscheidung, welche Aktionen schließlich umgesetzt werden, bleibt aber zunächst ein manueller Vorgang.
Die Vision für die digitale Automatisierung ist dann, die von KI-Systemen erstellten Empfehlungen auch automatisch umzusetzen und ebenfalls automatisch den Erfolg der jeweiligen Aktionen zu überprüfen. So können lernende Systeme entstehen, die laufend bessere und wirksamere Maßnahmen umsetzen.
Der Aufbau derartiger Automatisierungs- Systeme wird sicher in vielen Unternehmen im Rahmen von strategischen Digitalisierung- Projekten stattfinden. Genauso wichtig ist es aber, diese Kompetenz über sogenannte „C itizen Developer“ in möglichst jede Fachabteilung zu bringen. Hierbei geht es darum, Fachkräften die Werkzeuge für die KI-basierte Nutzung von Automatisierung selbst an die Hand zu geben. So ermöglicht die Microsoft Power Platform beispielsweise nicht nur Automatisierung, sondern mit Microsoft Power Apps auch die Möglichkeit zur Erstellung von agilen und sicheren Anwendungen im Fachbereich. Dies inkludiert sogar die individuelle Erstellung von passender KI-Funktionalität durch die Mitarbeiter.
Je mehr Möglichkeiten die Mitarbeitenden bekommen, sich repetitiver Aufgaben zu entledigen und mit modernster KI-Technologie selbst zu automatisieren, desto mehr Kreativität können sie in die Arbeit rund um Produkte und Kunden investieren. Diese Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ist das letztendliche Ziel der digitalen Automatisierung.
Der Autor: Ralph Kink, CTO, Commercial Partners, Microsoft Deutschland GmbH, leitet den Bereich Technologie und Lösungsentwicklung für Microsoft Partner in Deutschland. Seine Organisation unterstützt Softwarehäuser, Systemintegratoren und Berater bei Aufbau und Umsetzung von Digitalisierungslösungen auf Basis von Microsoft Technologien.