Megatrend Fachkräftemangel: Die Betriebsrente als Key-Benefit

Die geburtenstarken Jahrgänge gehen bis 2030 mit Macht in den Ruhestand, und das hat natürlich Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Schon heute sind Fachkräfte Mangelware. Vorbei sind die Zeiten, als Firmen auf eine Stellenanzeige waschkorbweise Bewerbungen erhielten. Daher bieten attraktive Firmen attraktive Gesamtpakete für ihre Beschäftigte: Dazu gehört als Key-Benefit die Betriebsrente, die auch ein wichtiges Element des „Green Recruiting“ sein kann.

Arbeitsumfeld, Vergütung, Zusatzleistungen wie eine Betriebsrente – das sind für viele Firmen nur einige Stichworte, um gute Beschäftigte zu finden und zu halten. Die Betriebsrente genießt als „Benefit“ ein hohes Ansehen, und das hat sich in der Pandemie noch gesteigert. Denn der Lockdown hat die Bedeutung von „Absicherung“ erlebbar gemacht. Das sehen wir ganz deutlich an der Nachfrage nach Betriebsrentenmodellen. Dabei können Unternehmen in vielfältiger Weise ihre Betriebsrentenangebote optimieren. Es kommt nämlich darauf an, die vielfältigen Fördermöglichkeiten und Vorteile so zu kombinieren, dass Beschäftigte wirklich attraktive Betriebsrenten erhalten.

Die doppelte Förderung der Arbeitgeber-Betriebsrente

Ein wichtiges Element ist eine attraktive Arbeitgeberbeteiligung. Und diese Investition des Arbeitgebers wird seit 2018 sogar doppelt steuerlich gefördert. Neben dem Betriebsausgabenabzug können – bei richtiger Gestaltung – 30 Prozent des Arbeitgeberzuschusses bei sogenannten Niedrigverdienern (Voll- oder Teilzeitkräften, die  weniger als 2.575 Euro verdienen) sofort von der Lohnsteuer abgezogen werden. Wird allen Beschäftigten eine Betriebsrente vom Arbeitgeber gewährt, kommt es zu Förderquoten bis zu 51 Prozent je nach Zahl der Niedrigverdiener.
Immer mehr Arbeitgeber erkennen, dass diese Art der Förderung eine ideale Gegenfinanzierung für die Belegschaftsversorgung darstellt. Rund 82.000 Arbeitgeber haben 2020 nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes schon diese Art der Förderung für ihre  Beschäftigten genutzt. Tendenz stark steigend.

Betriebsrente ist die bessere Gehaltserhöhung

Ohnehin ist aus Sicht der Beschäftigten eine Betriebsrente effizienter als eine Gehaltserhöhung. Denn der Wirkungsgrad, wenn der Arbeitgeber eine Betriebsrente anbietet, ist fast doppelt so hoch. Bei einer Gehaltserhöhung werden Steuer- und Sozialabgaben fällig. Gewährt der Arbeitgeber stattdessen eine Betriebsrente, kommen 100 Prozent als Versorgungsbeitrag an.
Und jeder Beschäftigte selbst kann sich eine Gehaltserhöhung von 15 Prozent genehmigen. Denn jede sogenannte Entgeltumwandlung, bei der der Beschäftigte sein Arbeitsentgelt in eine Betriebsrente umwandelt und Sozialversicherungsbeiträge eingespart werden, muss vom Arbeitgeber mit 15 Prozent bezuschusst werden. Damit wird dieses eigenfinanzierte Element der Betriebsrente noch attraktiver. Hier beträgt dann der Wirkungsgrad des Bruttolohns sogar 115 Prozent, d.h. von jedem Euro kommen 1,15 Euro in der Versorgung an.

Die Kraft der Aktien nutzen

Lohnt sich denn eine Betriebsrente in Zeiten einer länger andauernden Niedrigzinsphase? Diese Frage wird zu Recht häufig gestellt.
Die Antwort ist, dass immer mehr Anbieter von Betriebsrenten und immer mehr Arbeitgeber auf sachwertorientierte Modelle setzen. Das passt auch bestens zur Betriebsrente, bei der das Geld meist über sehr lange Zeiträume angelegt wird. Damit das arbeits- und  versicherungsaufsichtsrechtlich funktioniert, wird eine Mindestleistung mit einer chancenreichen Anlage kombiniert,  die auf einer abgesenkten Garantie des eingezahlten Kapitals beruht.
Untersuchungen des renommierten Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa, 2021) haben gezeigt, dass diese Kombination auch für sicherheitsorientierte Anleger, die gerade in Deutschland immer noch die Mehrheit bilden, bedarfsgerecht ist.
Das liegt daran, dass Aktien langfristig mit der Inflationsentwicklung korrelieren. Damit ist inflationsbereinigt die Verbindung von sachwertorientierter Kapitalanlage mit einer Garantie, die unter 100 Prozent der eingezahlten Beiträge liegt, sogar „sicherer“ als eine Vollgarantie, die nur garantiert, dass die Rendite mit Sicherheit „im Keller“ bleibt.
Diese Modelle sind ein wichtiger Schritt in Deutschland zu mehr aktienorientierter Anlage, weil sie sehr klug Garantie, Sicherheit und Rendite miteinander verbinden. Arbeitgeber sind der Motor, damit gerade auch die normale Belegschaft die „Kraft der Aktien“ für ihre Altersversorgung nutzen kann.
Für die Beschäftigten ist eine Betriebsrente mit ihrem potenten Mix von staatlicher Förderung, Sicherheit, renditestarker Aktienanlage und einer lebenslangen Rente die ideale Ergänzung zur gesetzlichen Rente und gehört zu den Must-have-benefits jedes Unternehmens.

Führungskräfte brauchen mehr Betriebsrente

Reicht das aus für Führungskräfte? Nein, denn Führungskräfte verdienen typischerweise  oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung, d.h. jeder Euro Einkommen oberhalb dieser Grenze „erwirtschaftet“ keinen einzigen Cent in der gesetzlichen
Rentenversicherung.
Damit später der gewohnte Lebensstandard erreicht werden kann, braucht es ein deutliches Mehr an Vorsorge. Daher bieten Arbeitgeber häufig ihren Führungskräften und anderen „Gutverdienern“ zusätzliche Möglichkeiten für eine Betriebsrente an. Dafür kommt z.B. die rückgedeckte Unterstützungskasse infrage. Bei einer sofortigen Ausfinanzierung der Ansprüche kann auch hier die aktienorientierte Anlage in Form von sogenannten fondsgebundenen Versicherungen genutzt werden. Steuerlich macht sich das sofort bemerkbar, da hier unbegrenzt steuerfrei Beiträge eingebracht werden können.

Betriebsrente und Nachhaltigkeit: Das Dreamteam

Zuletzt noch ein Wort zum Megatrend Nachhaltigkeit: Die Betriebsrente zahlt hier besonders auf das wichtige Kriterium Social / Soziales ein. Denn hier sorgt der Arbeitgeber für die soziale Sicherheit seiner Beschäftigten. Damit gehört die Betriebsrente definitiv auch in jeden Bericht zur Corporate Social Responsibility (CSR) und in jedes Bewerbungsgespräch. Denn für viele Beschäftigte ist das Thema Nachhaltigkeit des Arbeitgebers mittlerweile ein wichtiges Entscheidungskriterium („Green Recruiting“).

Die Autorin: Dr. Henriette Meissner ist seit 2005 Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH und seit 2014 Generalbevollmächtigte für die bAV der Stuttgarter Lebensversicherung a.G. Zudem ist sie Vorstand des Fachverbandes für betriebliche Altersversorgung (aba), Hochschul-Dozentin im Studiengang Betriebswirt für betriebliche Altersversorgung sowie Autorin zahlreicher Veröffentlichungen zur bAV.