Klimaschutz ist ein Wachstumsmarkt für Bayer

Mit Gesetzen und Appellen ans Konsumverhalten allein ist der Wandel zu einer zukunftsfesten Wirtschaftsweise nicht zu schaffen. Entscheidend ist, dass Unternehmen und Investoren neue Wachstumsmärkte im Klimaschutz erschließen und ihr Handeln mit harten Kennzahlen zur Nachhaltigkeit steuern. Bayer kann in seinen Geschäftsfeldern Gesundheit und Ernährung weltweit viel für Mensch und Umwelt bewirken.

Eine Weltbevölkerung von über 9,5 Milliarden Menschen im Jahr 2050 wird nicht ohne intensive Anbaumethoden zu ernähren sein. Ebenso werden die Menschen nicht satt, wenn wir dabei die Natur zerstören. Sowohl der sechste IPCC Bericht als auch die jüngste Strategie der US-Regierung zur Förderung von Biotechnologie sehen ein großes Potential in regenerativer Landwirtschaft, den enormen Einfluss auf die Ökosysteme zur Dekarbonisierung zu mobilisieren. Bayer hat angesichts seiner Marktposition bei Saatgut, Pflanzenschutz und digitaler Landwirtschaft wirksame Einflussmöglichkeiten, Landwirtschaft hin zu nachhaltiger Intensivierung zu transformieren.
Wenn Sie heute ein großes deutsches Bauernbrot kaufen, steckt darin der Gegenwert von zwei
Tassen Diesel. So viel fossiler Energie bedarf es für Stickstoffdünger, Pflanzenschutzmittel, Landmaschinen und die Verarbeitung über die Mühle bis zum Bäckertresen. Das rechnet der Wissenschaftler Vaclav Smil vor in seinem Buch „Wie die Welt wirklich funktioniert. Die fossilen Grundlagen unserer Zivilisation.“ Wenn Sie eine Tomate aus Almería aufschneiden, gießen Sie einmal fünf bis sechs Teelöffel Olivenöl darüber. Die gleiche Menge an Mineralöl hat es gebraucht, um die Tomate im Gewächshaus heranzuziehen und nach Nordeuropa zu transportieren. Smil schussfolgert, über Jahrzehnte werde die Welt nicht ohne fossile Energie zu ernähren sein.
Damit wollen, damit können wir uns nicht abfinden. Bis 2050 wird der Bedarf an Nahrungs- und Futtermitteln um 50 Prozent steigen. Hinzu kommt ein wachsender Bedarf an pflanzlichen  Rohstoffen, die Petrochemie ersetzen sollen. Gleichzeitig schwinden die verfügbare Anbaufläche  und Erträge, als Folge des Klimawandels, von Wasserproblemen und Bodenerosion. Die Nachfrage nach tierischen Proteinen wird in aufstrebenden Ländern weiter zunehmen. Selbst bei einem Erfolg gemeinsamer Kampagnen von Gesetzgebern, Handel und Konsumgüterunternehmen etwa für bewussteren Fleischgenuss werden Menschen ihre Entscheidungen nach ihren Wünschen, Qualität und Preis treffen. Die Landwirtschaft muss also die Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung bedienen, die Dekarbonisierung der Wirtschaft unterstützen und gleichzeitig unsere Ökosysteme schützen.

Innovationen bei Düngemitteln und regenerative Anbaumethoden

Mit einem Innovationsbudget von mehr als 2,5 Milliarden Euro, das mehr als doppelt so hoch ist wie Anstrengungen unseres größten Wettbewerbers, fördern wir eine emissionsarme Landwirtschaft, die CO2 binden kann, sparsamer mit Wasser umgeht, die Biodiversität schützt und mit weniger Ressourcen mehr Lebensmittel erzeugt. Das wird anderen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, egal ob Nahrungsmittelindustrie oder in der Luftfahrt, ermöglichen, ihre ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.

Wichtige Hebel sind Innovationen bei Pflanzenschutz, Saatgut und Düngemitteln.

Uns geht es dabei um Mitigation, also die Reduktion und Bindung von Klimagasen und gleichsam um Anpassung der Landwirtschaft in einer von Wetterextremen als neue Norm geprägten Welt. Über Pflanzenschutz und produktiveres Saatgut hinaus sind Innovationen bei Düngemitteln ein wichtiger Hebel. Bayer engagiert sich bei Start-ups wie Joyn Bio und Andes, die stickstoffbindende Mikroben einsetzen, um Landwirtschaft von energieintensivem synthetischem Dünger zu entkoppeln und mehr CO2 im Boden zu binden.
Vielversprechende Innovationen haben wir auch bei regenerativen Anbaumethoden. CoverCress ist eine von Bayer mit Bunge und Chevron entwickelte neue Zwischenfrucht, die in der  Fruchtfolge zwischen Mais und Soja im Winter den Boden schützt, Stickstoff bindet und im Frühjahr auch noch eine Ölsaat-Ernte für Biokraftstoff, zum Beispiel nachhaltiges Flugbenzin, bringt. Mit Targenomix investieren wir in einen neuen Wirkstoff zur Unkrautbekämpfung, der das Potenzial hat, ähnlich bedeutsam zu werden wie Glyphosat und klimaschonende pfluglose Bodenbearbeitung in allen Teilen der Welt zur Norm zu machen.
Zur UN-Wasserkonferenz im März 2023 hat Bayer seine neue Wasserstrategie vorgestellt. Der schonende Umgang mit Wasser ist Teil unserer Investitionsentscheidungen und der Lieferantenauswahl. Bayer hat sich verpflichtet, den Wasserverbrauch in Reisanbauregionen, in denen Bayer mit Kleinbauern tätig ist, durch innovative Züchtungen um 25 Prozent pro Kilo Reis zu senken. Hinzu kommt eine deutliche Reduktion von Methan infolge der neuen Anbaumethoden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, über das wir intern gerungen haben. Nun ist es entschieden und wir handeln danach. Bis 2025 wird Bayer weitere Wasserziele für die eigenen Standorte und Anlagen festlegen.
Innovationen an der Schnittstelle von Biologie, Chemie und Künstlicher Intelligenz, wie wir bei der Entwicklung neuer Impfstoffe in Rekordzeit sehen konnten, machen das vielerorts und hoffentlich auch bald in der EU möglich. Bayer orientiert sich an der UN-Nachhaltigkeitsagenda und setzt sich messbare Ziele, wo immer wir mit unserer globalen Reichweite und Innovationskraft Veränderungen bewirken können.

Grüne Ziele mit schwarzen Zahlen verbinden

Das Management wird daran gemessen, wie gut es grüne Ziele mit schwarzen Zahlen verbindet. Seit 2020 sind qualitative Nachhaltigkeitsziele Teil der Vergütungssysteme für den Vorstand und das Management. Seit 2021 fließen die quantitativen Ziele zu 20 Prozent in die langfristige variable Vergütung ein. Das Nachhaltigkeitsmanagement zieht sich quer durch alle Divisionen, inklusive des Einkauf, um unsere Lieferketten nachhaltiger zu machen.
Bayer wird auf diesem Weg konsequent weitergehen. Die Gesetzgeber erweitern Offenlegungspflichten. Investoren verlangen mehr Daten, die in Nachhaltigkeitsratings und – indizes eingehen. Anleger stellen nicht nur hohe Anforderungen an unsere Klimaberichterstattung, sondern wollen ein besseres Bild unserer Umweltrisiken, mehr noch der Chancen, die sich aus der Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensziele ergeben. Wir jedenfalls sind überzeugt von der systemischen Relevanz unseres Geschäfts an der Schnittstelle von Klima, Nahrung und Gesundheit.

Der Autor:

Matthias Berninger, Global Head of Public Affairs, Science, Sustainability, Health, Safety & Environment bei Bayer, war zuvor von 2001 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Anschließend hatte er verschiedene führende Rollen beim Nahrungsmittel- und Süßwarenkonzern Mars inne.