Innovation durch Co-Creation – gute Ideen fallen nicht vom Himmel

5,2 Milliarden Menschen, so die UN, leben 2030 in Städten. Dafür braucht es mehr höhere Häuser, die zugleich grüner sind, denn noch entstehen 38 Prozent der durch Energieverbrauch verursachten CO2-Emissionen beim Bauen und Betreiben von Gebäuden. Eine Lösung: Smart Building, Smart Neighborhood, Smart City. Die intelligente Steuerung energiesparender Anlagen via Cloud-Edge-Architekturen und mit Einbindung von Robotern wäre ein großer Schritt zu ökologischer Nachhaltigkeit, ökonomischer Effizienz sowie einer an Kundenwünschen orientierten Personen- und Lastenbeförderung. Dieses Ziel verfolgt der Kone-Konzern, dessen Aufzüge und Rolltreppen täglich eine Milliarde Menschen bewegen.

Um die Vision zu verwirklichen, setzt Kone auf nachhaltige Innovation. Dabei liegt die Zukunft nicht nur im Produkt, sondern der Kombination mit darum entstehenden Services als End-to-End-Lösung. Dazu muss man aber wissen: Was erwarten die Kunden in Sachen Nachhaltigkeit, Design, Funktionalität oder technische Ausstattung, welche Erfahrungen können sie begeistern?
Solche Zukunftsfragen lässt traditionelles Ideenmanagement mit einem produktzentrischen Ansatz oft unbeantwortet. Dadurch riskiert man, zu langsam zu agieren, die Integration neuer Technologie in Produkte zu verpassen oder Kundenwünsche zu übersehen. Kone nutzt daher in Forschung und Entwicklung den neu definierten 4E-Ansatz (Enable, Enhance, Expand, Explore) für durchdachte End-to-End-Lösungen, die per agiler Co-Creation im Schulterschluss mit Kunden entstehen. Damit das klar strukturiert läuft und sich die Philosophie im Konzern verbreitet, wurde ein Chief Innovation Officer installiert, um moderne Innovationsprozesse zu etablieren.

Enable

Enable heißt, die Voraussetzung für mehr Innovation in höherer Geschwindigkeit sowie ihre rasche Skalierung zu schaffen. Zentral beim Anpassen der Innovationsarchitektur an die Anforderungen einer agilen, offenen, kundenzentrierten Forschung und Entwicklung ist das Plattformprinzip – für reduzierte Komplexität durch weniger Varianten und mehr Modularität. Etwa, indem statt 100 einzelner Sensoren 15 in eine integrierte Architektur eingefügte Fühler im Einsatz sind, die über ein Standardsteuergerät laufen – und das System individuell anpassbar ist. In diese Richtung gilt es Architekturen, Prozesse und Denkmuster zu ändern, damit die Organisation mit weniger Aufwand schneller bessere Lösungen findet sowie offen für Impulse von außen wird.

Enhance

Enhance bedeutet die Verbesserung existierender Produkte und Lösungen im Rahmen der neuen Innovationsarchitektur auf Basis der der dafür geschaffenen Plattform. Eigene Spezialist:innen sind in Tribes so organisiert, dass sich komplementäre Skills ergänzen. Sie nutzen agile Arbeitsweisen, um per Co-Creation mit Fachleuten der Kunden rasch Optimierungsansätze zu erproben – fokussiert auf skalierbare Lösungen statt Einzelprodukte.
Eine neue Generation des JumpLift etwa entstand auf Wunsch von Baubetrieben, die Material gleich per Aufzug bewegen und so die Effektivität steigern wollten – das Warten auf Baustoffe oder ihr Transport frisst bis zu 70 Prozent der Arbeitszeit. Gemeinsam wurde er so modifiziert, dass er als neue Variante in Produktion gehen und stark die Produktivität steigern konnte – ein weltweit interessantes Angebot, denn dieses Problem existiert rund um den Globus.

Expand

Expand heißt, mit agilen Arbeitsweisen das Bestandsgeschäft auszubauen und nicht nur Services oder Lösungen zu integrieren, sondern über das Produkt hinaus zu denken. Es geht um begeisternde User-Experience, überzeugende End-to-End-Lösungen, die Integration der ganzen Gebäudetechnik sowie Services, die darum entstehen können.
Der Personenaufzug MonoSpace DX etwa bietet eine beeindruckende Digital Experience, lässt sich vorausschauend warten und über offene Schnittstellen um Services erweitern. Das ermöglicht es Robotern, in Gebäuden über Stockwerke hinweg autonom zu agieren. So lässt sich etwa Krankenhauspersonal beim Reinigen und Essen verteilen entlasten – es bleibt mehr Zeit für die Patient:innen. Mit der passenden Hardware ist der DX sogar mit dem Verstand steuerbar.
Über den Einbau von Aufzügen hinaus geht auch der Ansatz, Personenströme zu lenken. In Workshops erforscht Kone die Wünsche von Mieter:innen, Gästen oder Shoppern und entwickelt Konzepte, wie sie rasch und angenehm ans Ziel kommen. Das ermöglicht ein nachhaltiges Bewegen mit der besten User-Experience sowie ein ökonomisches Kapazitätsmanagement per cloud-basierter Datensammlung und -analyse.

Explore

Explore bedeutet schließlich das Erkunden von Ideen für den Vorstoß in neue Technologien, Märkte oder Geschäftsmodelle. Die Maxime: Nicht an bestehenden Angeboten kleben, über Rolltreppe und Fahrstuhl hinausdenken. Die Bewertung folgt einem definierten Trichter mit zwei Hauptkriterien. Innovation bei Kone heißt, jede Idee via Co-Creation mit dem Kunden in die Pilotphase zu bringen. Aber diese enge Entwicklungspartnerschaft produziert keine Einzellösung, sondern potenziell für viele Abnehmer interessante Angebote – sei es Material, Dienstleistung oder Software. Der Pilot wird weiteren Interessenten gezeigt und ihren Wünschen angepasst.
So wie kreative Digitalisierung offene technische Schnittstellen (APIs) benötigt, braucht modernes Innovationsmanagement den Austausch über Bereichs- und Firmengrenzen. Innovationen entstehen zwischen Entwickler:innen, Verkäufer:innen, Nutzer:innen sowie Kunden, die wichtige Anregungen liefern – dafür tauscht man sich bei Kone in einem globalen Netzwerk aus. Interdisziplinär mit Fachleuten für Software, Design, Material- und Technikfragen sowie Kundenberater:innen besetzte, agil agierende Kone-Teams studieren die Probleme der Kunden. Diese beteiligen sich ebenso am Brainstorming wie eventuell Partnerfirmen oder Hochschulen. Ziel ist die gemeinsame Suche nach der besten Lösung. Das Nicht-hier-erfunden-Syndrom ist passé.
Co-Creation in einem Ökosystem kreativer und diverser Partner, die durch ihre kundenzentrierte Herangehensweise das passende Ergebnis finden – so sieht die Zukunft der Innovation aus. Das funktioniert aber nur Hand in Hand mit drei weiteren Erfolgsfaktoren: Die Zusammensetzung des Ökosystem muss sich laufend an Veränderungen der Technologien, Märkte und Partner anpassen, der Fokus gemeinsamer Entwicklungen muss auf End-to-End-Lösungen liegen – und die fachliche Kompetenz des eigenen Unternehmens ist trotz Ökosystem kontinuierlich um neue Fertigkeiten und Fähigkeiten etwa in Sachen KI, Design oder User-Experience zu erweitern, um hier nicht den Anschluss und damit die Kooperationsfähigkeit zu verlieren.

Der Autor:
Maciej Kranz bringt 30 Jahre Erfahrung in seine Rolle als EVP & CTO bei KONE ein. Er ist verantwortlich für physische wie digitale Forschung und Entwicklung, IT, Innovation und strategische Partnerschaften bei KONE, um den urbanen Alltag zu verbessern. Zuvor baute er die IoT-Geschäftseinheit von Cisco auf und leistete bei Dutzenden von IoT-Projekten in verschiedenen Branchen Pionierarbeit. Er schrieb den New York Times-Bestseller „Building the Internet of Things“.