Die Immobilienwirtschaft steht 2025 an einem Wendepunkt. Steigende Finanzierungskosten, geopolitische Unsicherheiten und striktere ESG-Anforderungen erhöhen den Druck auf Unternehmen, schneller und fundierter zu entscheiden. Zehn Jahre nach der ersten Digitalisierungsstudie von ZIA und EY zeigt sich: Digitalisierung ist dabei längst kein technisches Add-on mehr, sondern ein strategischer Hebel für mehr Effizienz, Transparenz und datenbasierte Entscheidungen. Ohne valide Daten, integrierte Prozesse und digitale Transparenz bleiben Immobilienentscheidungen reaktiv – und ihr Wertpotenzial ungenutzt. Sie sind das Fundament für Innovationskraft und nachhaltiges Wachstum.
Mehr als Software – ein Paradigmenwechsel
Die digitale Transformation im Corporate Real Estate Management (CREM) betrifft Geschäftsmodelle, Prozesse, Datenstrukturen und Unternehmenskultur gleichermaßen. Viele Unternehmen konzentrieren sich jedoch auf die Einführung neuer Systeme, ohne die dahinterliegenden Prozesse, Datenmodelle oder organisatorischen Voraussetzungen mitzudenken. Dadurch geraten Projekte ins Stocken, verursachen Mehraufwand und erreichen ihre Ziele nur verzögert.
Die häufigsten Ursachen liegen weniger in der Technologie, sondern in fehlenden Zielbildern, inkonsistenten Daten, kulturellen Widerständen und unklaren Verantwortlichkeiten. Hinzu kommen komplexe Integrationsanforderungen sowie der Umstand, dass Effizienzgewinne oft erst zeitversetzt sichtbar werden.
Drei Perspektiven für nachhaltigen Erfolg
Erfolgreiche digitale Transformation im CREM erfordert das Zusammenspiel dreier Ebenen:
- Business-Architektur: Standardisierte und nutzerorientierte Prozesse und Strukturen ermöglichen Automatisierung, Transparenz und Effizienz.
- Daten-Architektur: Einheitliche Datenmodelle, klare Verantwortung und ein konsistenter Datenlebenszyklus sind entscheidend, um verlässliche Entscheidungen zu treffen.
- IT-Architektur: Flexibel integrierbare Systeme schaffen durchgängige Datenflüsse und verhindern Insellösungen. Gelingt die Integration, sinken Aufwand und Komplexität.
Die Verzahnung der drei Ebenen ist der kritische Erfolgsfaktor.

Die drei Ebenen der Unternehmensarchitektur. Quelle: EY
Die größte Hürde: Datenverfügbarkeit
Datenverfügbarkeit ist die Achillesferse der digitalen Transformation. Unterschiedliche Definitionen, fehlende Schnittstellen und manuelle Erfassung führen zu Fehlern und hohen Prozesskosten. Unternehmen sammeln zwar große Mengen an Daten, wissen aber oft nicht, welche davon strategisch relevant sind.
Eine klare Datenstrategie schafft hier Abhilfe. Sie definiert Standards, Verantwortlichkeiten und Pflegeprozesse über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Unternehmen, die diesen Weg konsequent gehen, schaffen so die Basis für ein modernes, datenbasiertes Immobilienmanagement.
Kultur als Erfolgsfaktor: Mindset schlägt Technologie
Technologie scheitert selten, Organisationen dagegen häufig. Widerstände und intransparente Kommunikation sind die Hauptgründe, warum Projekte scheitern. Erfolgreiche Digitalisierung erfordert ein professionelles Change-Management. Wenn die kulturelle Ausrichtung stimmt, gelingt die digitale Transformation.
Der Double-Diamond-Ansatz: Präzise Problemdefinition vermeidet Fehlentscheidungen
Viele Digitalisierungsprojekte scheitern, weil Unternehmen zu schnell Lösungen implementieren, ohne das eigentliche Problem zu verstehen. Der Double-Diamond-Ansatz schafft einen strukturierten Rahmen, der hilft, zunächst das Problem umfänglich zu verstehen und erst danach geeignete Lösungen zu entwickeln.
- Discover (Entdecken): Nutzerbedürfnisse, Prozesse und Datenflüsse analysieren.
- Define (Definieren): Kernproblem klar formulieren, Ursachen strukturiert identifizieren.
- Develop & Deliver (Entwickeln): Lösungen entwickeln, testen und in den Betrieb überführen.
Eine präzise Problemdefinition verhindert teure Fehlinvestitionen und ermöglicht es, Digitalisierung dort anzusetzen, wo sie den größten Nutzen stiftet.
Praxisbeispiel: Problemdefinition im CREM
Ein Unternehmen plant die Einführung eines neuen Computer Aided Facility Management (CAFM)-Systems. Statt Anforderungen zu sammeln, startet das Projektteam mit einer breiten Analyse der bestehenden Prozesse. Es werden Interviews mit Nutzern geführt, Datenflüsse dokumentiert und Schwachstellen identifiziert. Das eigentliche Problem liegt nicht in der fehlenden Software, sondern in der uneinheitlichen Datenpflege und den manuellen Schnittstellen zwischen den Abteilungen. Erst nachdem diese Probleme klar benannt und priorisiert wurden, beginnt die Auswahl und Implementierung des neuen Systems – mit deutlich höherer Akzeptanz und nachhaltigem Erfolg.
Fazit
Die digitale Transformation im CREM ist ein lang-fristiges Vorhaben. Technologie allein reicht nicht aus – entscheidend ist das Zusammenspiel von Business-, Daten- und IT-Architektur, eine klare Datenstrategie und vor allem eine saubere Problemdefinition. Unternehmen, die sich Zeit nehmen, das eigentliche Problem zu verstehen, schaffen die Grundlage für nachhaltigen Erfolg und heben die vollen Potenziale der Digitalisierung.
