Kosteneinsparungen und Reaktionsfähigkeit gelten als die entscheidenden Treiber der Digitalisierung. Gleichzeitig bieten digitale Angebote auch den Nährboden der unternehmerischen Weiterentwicklung. Somit ist die IT das Schlüsselelement des künftigen Markterfolgs – und Versorger dürfen nicht verpassen, die internen wie externen Potenziale systematisch zu erschließen und mit der strategischen Geschäftsausrichtung in Einklang zu bringen.
Die Frage, ob Energiemarktakteure auf den Digitalisierungszug aufspringen sollen, stellt sich mittlerweile nicht mehr. Ihnen bleibt aufgrund sich wandelnder Marktverhältnisse gar nichts anderes übrig. Immer mehr Unternehmen aus anderen Branchen entdecken die Versorgungswirtschaft als lukratives Geschäftsfeld und setzen die alteingesessenen Marktplayer mit neuen Ansätzen unter Druck.
Im Rahmen der Zukunftsfähigkeit haben Versorger zwei wesentliche Stellschrauben. Zum einen müssen bestehende Prozesse auf Basis digitaler Möglichkeiten effizient gestaltet werden, zum anderen geht es um die Entwicklung neuer Geschäftsfelder.
Alte Zöpfe abschneiden
Kosteneffizienz und Reaktionsschnelle sind das Gebot der Stunde. Für das Überleben im Wettbewerb ist es essenziell, Kernprozesse so schlank wie möglich aufzusetzen und die Standardisierung und Automatisierung innerhalb der Organisation weiter voranzutreiben. Im Zuge dessen verändert sich insbesondere die klassische Branchensoftware – die Transformation von SAP for Utilities zu SAP S/4HANA Utilities ist dafür ein perfektes Beispiel.
Der Trend geht zu modularen Angeboten, bei denen sich einzelne (cloudbasierte) Funktionsbausteine auf Basis offener Schnittstellen flexibel an individuelle Anforderungen anpassen lassen, um Geschäftsabläufe nachhaltig zu unterstützen. Mit diesen Möglichkeiten sollten sich Versorger im Detail auseinandersetzen und auch ein Thema wie Process Mining auf die Agenda setzen.
Gleiches gilt für Robotic Process Automation: Schließlich können viele der sich wiederholenden und zeitaufwendigen Prozesse in Front- und Backoffice mittlerweile gezielt digital geschultert werden, wie ein aktuelles Beispiel zur Kundenrückgewinnung auf Lieferantenseite zeigt: Sobald eine Kündigung via Marktkommunikation eingeht, stoßen Roboterprogramme – unabhängig von Tages- und Nachtzeit – wichtige Vorarbeiten an, um den Callcenter-Mitarbeitern eine solide Datengrundlage für die entsprechende Nachverfolgung zuzuspielen.
Schnell, wirtschaftlich und gleichzeitig innovativ
Neben der Optimierung interner Prozesse geht es aber auch darum, neue Geschäftsmodelle – beispielsweise rund um energienahe Dienstleistungen im Bereich Smart Home, im Rahmen von E-Mobility oder hinsichtlich der dezentralen Speicherung von Energie – zu finden. Das Handlungsfeld, das die Digitalisierung den Versorgungsunternehmen in dem Zusammenhang bietet, ist enorm groß.
Gerade Stadtwerke haben jetzt Chancen, sich modern zu präsentieren, indem sie beispielsweise ihre Regionalität instrumentalisieren und in ein digitales Angebot packen. Der Ansatz zur Leistungsbündelung ist dabei nicht neu. Die Digitalisierung erweitert die Spielräume in diesem Zusammenhang jedoch immens. Mit entsprechend konzipierten Portalen oder auch Apps sind Stadtwerke nicht nur in der Lage, über Interaktion und Transaktion näher an ihre Zielgruppen – egal ob Privat-, Gewerbe- oder Geschäftskunde – heranzuwachsen und die Kundenbindung über konkrete Mehrwerte zu stärken. Sie können zudem ganz neue Leistungen positionieren.
Dazu ein Beispiel, das dank Digitalisierung keine Zukunftsmusik mehr ist: Kunden regionaler Stadtwerke informieren sich via Portal nicht mehr nur über ortsansässige KfZ-Werkstätten, sondern vereinbaren direkt einen Termin – nach Leistungserbringung durch die Werkstatt übernimmt der Versorger die Abrechnung und schreibt dem Kunden Bonuspunkte gut, die dieser wiederum beispielsweise per Barcode bei einem Floristen vor Ort oder in der Reinigung nebenan einlösen kann.
Mehr Win-win geht kaum, und die Ideen lassen sich nicht nur weiterspinnen, sondern mithilfe der digitalen Möglichkeiten auch adäquat umsetzen. Von interaktiven Profildarstellungen der lokalen Partner über Möglichkeiten einer Statusabfrage von Auftragsprozessen oder Optionen der Abrechnung und Übersichten im jeweiligen Kundenkonto bis hin zu Funktionsbausteinen wie Couponing oder Ticketing: Alles ist realisierbar – und der Mehrwert offensichtlich.
Diese wenigen exemplarischen Szenarios zeigen bereits, dass die Digitalisierung nur dann zum Risiko wird, wenn man sich vor ihr verschließt. Versorgungsunternehmen sollten die digitale Transformation dabei nicht als klassisches Projekt verstehen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen ist. Vielmehr muss sie als dynamischer, fortwährender Prozess begriffen werden, der sich kontinuierlich an neue Entwicklungen anpasst.
Die cronos Unternehmensberatung GmbH wurde 1991 in Münster gegründet und hat sich mit aktuell über 300 festangestellten Mitarbeitern als größtes konzernunabhängiges Beratungshaus auf dem deutschen Energiemarkt etabliert. Der Fokus liegt vor allem auf der Umsetzung unterschiedlicher (IT-)Anforderungen sowie der Gestaltung der zugehörigen Geschäftsprozesse bei mittleren und großen Versorgungsunternehmen. Diese begleitet cronos zielsicher auf dem Weg der digitalen Transformation.