Der strategische Imperativ: Wie ERP die Wertschöpfung im gesamten Private Equity-Portfolio steigert
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Private Equity hat sich gewandelt: Reines Finanz-Engineering reicht nicht mehr. Rendite entsteht heute dort, wo operative Exzellenz konsequent umgesetzt wird. Moderne Cloud-ERP-Systeme sind dabei kein Backoffice-Werkzeug, sondern ein strategischer Hebel: Sie schaffen Transparenz, beschleunigen Integration, sichern Compliance und steigern die Exit-Readiness. Erfolgreiche Investoren steuern ERP nicht als IT-Projekt, sondern als Renditeprogramm im gesamten Deal-Lifecycle.

Die neue Zielsetzung: Beseitigung von Ineffizienzen und technischen Altlasten

Heutige Private Equity-Investoren schauen bei der Due Diligence nicht nur auf Finanzkennzahlen, sondern analysieren gezielt die operative
Leistungsfähigkeit eines Zielunternehmens – insbesondere dessen ERP-Landschaft. Denn hier offenbaren sich oft das wahre Potenzial, aber auch versteckte Risiken.

Typische Herausforderungen sind:

  • Fragmentierte IT-Systeme (Datensilos):
    Unterschiedliche Tools für Buchhaltung, Lager, Vertrieb etc. führen zu Datensilos und verhindern eine einheitliche Sicht auf das Unternehmen. Entscheidungen basieren häufig auf veralteten oder unvollständigen Informationen.
  • Manuelle Prozesse:
    Papierbasierte Workflows und Excel-Tabellen sind fehleranfällig, ineffizient und kostenintensiv – mit direkten Auswirkungen auf Produktivität und Entscheidungsqualität.
  • Mangelnde Skalierbarkeit:
    Veraltete ERP-Systeme bremsen Wachstum, erschweren die Integration von Add-ons und sind oft nicht für steigende Transaktionsvolumen ausgelegt.
  • Integrationsprobleme:
    Die Anbindung an moderne Tools wie CRM, E-Commerce oder KI-Anwendungen scheitert oft an veralteter Technologie und schlechter Datenqualität.
  • Hohe Betriebskosten:
    On-Premise-ERP verursacht versteckte Kosten für Hardware, Wartung und IT-Personal – Kapital, das besser in Wachstum investiert wäre.

Die Analyse von ERP-Schwachstellen dient nicht nur der Problemerkennung, sondern legt auch den Grundstein für eine gezielte Transformation. Diese Erkenntnisse fließen direkt in die frühen Entscheidungen nach einer Akquisition ein und schaffen eine klare Ausrichtung für operative Verbesserungen, die oft stark von der Modernisierung des ERP-Systems abhängen.

ERP als Grundlage für die Wertschöpfung: Greifbare Vorteile für Portfoliounternehmen

Eine individuell zugeschnittene und fachgerecht implementierte ERP-Strategie transformiert Portfoliounternehmen schnell und steigert nachhaltig deren Wert und Rendite.

  • Betriebsoptimierung:
    Automatisierung und Standardisierung von Finance, Supply Chain, Lager, Fertigung,  Vertrieb und HR.
  • Datenbasierte Agilität:
    Echtzeit-KPIs und Dashboards für schnelle, fundierte Entscheidungen.
  • Schnellere Abschlüsse & Forecasts:
    Finanzabschlüsse in Tagen statt Wochen und präzise Prognosen für Management und Investoren.
  • Single Source of Truth:
    Einheitlicher Data Lake als Grundlage für KI, Analytics und bereichsübergreifende Zusammenarbeit.
  • Skalierbares Wachstum:
    Mühelose Anpassung an steigende Transaktions-volumina, neue Produkte, Märkte und internationale Expansion.
  • Reibungslose M&A-Integration:
    Harmonisierung neu erworbener Firmen in standardisierte Prozesse und Berichtsstrukturen.
  • Compliance & Risikomanagement:
    Integrierte Prüfprotokolle und Kontrollen zur Einhaltung von SOX, DSGVO, IPO-Anforderungen und internen Vorgaben.

Navigation in der ERP-Landschaft: Wichtige Überlegungen für Private Equity-Unternehmen

Die Wahl des passenden ERP-Systems und der IT-Architektur ist für ein Portfoliounternehmen eine strategische Entscheidung. Sie erfordert ein klares Verständnis der verfügbaren Optionen, des spezifischen PE-Kontexts und die Fähigkeit, Anbieter-Risiken zu minimieren – denn Private Equity-Firmen haben nur einen klar definierten Zeithorizont bis zum Exit. Das ERP-System muss die folgenden Anforderungen erfüllen:

  • Cloudbasiert: schnell, skalierbar, automatische Updates, geringere Einstiegskosten.
  • Modular und schrittweise: Kernfunktionen zuerst, risikoarm ausbauen, schnelle KPI-Verbesserung.
  • Integrierbar: zentrale Stammdaten, APIs, reibungslose Verbindung zu CRM, E-Commerce, MES, BI und KI.
  • Daten & Compliance: klare Data-Owner, Audit-Trails, DSGVO-konform.
  • ROI-fokussiert: Effizienz, Opex, Working-Capital, Abschlussgeschwindigkeit, EBITDA messbar.

Praxisbeispiel:

Ein europäischer Zulieferer mit einem Umsatz im mittleren dreistelligen Millionenbereich stand vor typischen Herausforderungen: Datensilos, uneinheitliche Werksprozesse und langwierige Monatsabschlüsse.

EQT als Private Equity-Investor entschied sich daher für die Einführung eines cloudbasierten ERP-Systems – bewusst in zwei Etappen:

  • Phase 1: Finanzkern, Beschaffung und Harmonisierung der Stammdaten.
  • Phase 2: Ausweitung auf Produktion und Vertrieb.

Parallel dazu wurden API-Schnittstellen zu CRM-, E-Commerce- und MES-Systemen standardisiert, ein zentrales Data-Board etabliert und die Super-User intensiv geschult. Nach dem erfolreichen Go-Live mit sogenannten „Golden Transcations“ folgte eine sechswöchige Hypercare-Phase.

Die Ergebnisse waren deutlich spürbar:

  • Monatsabschlüsse konnten wesentlich schneller durchgeführt werden,
  • die Liefertreue verbesserte sich spürbar,
  • der manuelle Aufwand sank erheblich,
  • und das Reporting wurde verlässlicher und transparenter.

Besonders wirkungsvoll: Für die nächste Unternehmensübernahme lag bereits ein erprobter Onboarding-Plan vor. Damit war die Exit-
Strategie klar definiert – transparent, risikoarm und skalierbar.

Golden Transactions sind ausgewählte, besonders wichtige Geschäftsvorgänge, die unmittelbar nach dem Go-Live eines ERP-Systems unter realen Bedingungen ausgeführt werden. Sie dienen als Nachweis, dass zentrale Prozesse wie geplant funktionieren.
Typische Beispiele: erste Kundenrechnung, erste Bestellung, erste Buchung im neuen System.

Implementierungsstrategien: Von der Vision zur Umsetzung im PE-Kontext

Die Einführung eines ERP-Systems ist für PE-Unternehmen eine strategische Schlüsselentscheidung. Ziel ist, Risiken zu minimieren und den Erfolg innerhalb des engen Zeitrahmens bis zum Exit sicherzustellen.

Wesentliche strategische Aspekte

  • Klares Geschäftsszenario: Jedes ERP-Projekt beginnt mit einem präzisen Verständnis der Ziele, der zu lösenden Probleme und der erwarteten messbaren Vorteile. Alle relevanten Geschäftsbereiche werden einbezogen, um Stakeholder-Abstimmung und Commitment zu gewährleisten.
  • Implementierungsansatz: Eine schrittweise Einführung („Phased Approach“) reduziert Risiken, liefert schnelle Erfolge und erlaubt die sukzessive Integration weiterer Module oder Märkte. Ein „Big-Bang“-Ansatz kann schneller sein, birgt jedoch deutlich höhere Risiken.

Nutzen

  • Minimierung von Projektrisiken und Kostenüberschreitungen
  • Sicherstellung der Einhaltung ambitionierter PE-Zeitpläne
  • Frühe und messbare Erfolge stärken die Akzeptanz im Unternehmen
  • Optimale Vorbereitung auf Exit oder weitere Skalierung

Erfolgsfaktoren

Für eine erfolgreiche ERP-Implementierung im Private Equity-Kontext sind mehrere Faktoren entscheidend.

Ein starkes Sponsoring durch die Geschäftsleitung – idealerweise durch CEO oder CFO – sorgt dafür, dass das Projekt ausreichend Ressourcen erhält, Hindernisse beseitigt werden und die Initiative als strategisches Geschäftstransformationsprogramm vorangetrieben wird. Ein dediziertes, erfahrenes Programmmanagement hält Umfang, Zeitplan, Budget und Arbeit des Implementierungspartners unter Kontrolle und gewährleistet, dass das Projekt nicht als reines IT-Vorhaben betrachtet wird. Ebenso zentral ist ein robustes Change-Management, das alle Mitarbeiter einbindet, neue Prozesse vermittelt, Erwartungen steuert und die Akzeptanz im Unternehmen sicherstellt. Anpassungen des ERP-Systems sollten auf ein Minimum beschränkt werden, um Komplexität, Kosten und Implementierungsdauer zu reduzieren und schnelle, messbare Erfolge zu erzielen.

Besondere Bedeutung kommt der Auswahl des richtigen Implementierungspartners zu: Nur ein erfahrener Partner mit nachgewiesener Expertise im PE-Umfeld kann die komplexen Schnittstellen zwischen Geschäftsstrategie, Prozessen und Technologie sicher steuern, Change-Management-Aufgaben meistern und Risiken minimieren. Es empfiehlt sich, zusätzlich eine externe Strategieberatung als „External Overcoat“ für den CEO bzw. CFO hinzuzuziehen, die bereits zahlreiche ERP-Programme erfolgreich umgesetzt hat, um das Portfoliounternehmen bestmöglich auf C-Level zu unterstützen. Die zusätzlichen Kosten werden durch die verkürzte Time-to-ROI gerechtfertigt. Letztlich sichern strukturierte Testphasen und eine fundierte Go-Live-Entscheidung durch das Steerco den reibungslosen Start und minimieren das Risiko von Fehlstarts, die den Wertschöpfungsprozess erheblich beeinträchtigen könnten.

ERP-Playbook für PE-Teams: 11 Schritte zum Werttreiber

Mit einem klaren Playbook können Private Equity-Teams ERP-Transformationen von einem IT-Projekt zu einem echten Werttreiber machen – die folgenden 11 Schritte zeigen den Weg:

  1. Hypothesen bilden: Werttreiber identifizieren, Hebel quantifizieren
  2. Baselines sichern: vor Start alle relevanten KPI-Ausgangswerte fixieren
  3. Cloud priorisieren: Geschwindigkeit und Skalierung nutzen
  4. Standard vor Sonderweg priorisieren: Customizing streng begrenzen
  5. Integration planen: API-Strategie, Event-Bus, kein Punkt-zu-Punkt
  6. Daten verwalten: Owner definieren, Governance etablieren, Qualität messen
  7. Sukzessiv in Phasen vorgehen: Kern zuerst, dann Ausbau mit Fokus auf Time-to-Value
  8. Effektives Change-Management anwenden: Nutzen transparent machen, Rollen erklären, Key User befähigen
  9. Produktivstart absichern: End-to-End Tests in realer Umgebung, alte Umgebung als Backup halten
  10. Hypercare verankern: schnelle Stabilisierung, klare Prioritäten
  11. KPI-Review-Takt: Monatliche Wirkungsmessung, Gegensteuern in Sprints

Erfolgsmessung und Vorbereitung auf den Ausstieg: Der ERP-Beitrag zu Multiples

Für Private Equity-Unternehmen steigert eine strategisch implementierte ERP-Lösung den Unternehmenswert und die Attraktivität für potenzielle Käufer. Der Erfolg wird anhand klar messbarer Verbesserungen zentraler KPIs bewertet. Dazu zählen beispielsweise betriebliche Kennzahlen wie kürzere Auftragsvorlaufzeiten und eine höhere Produktions- und Lagerumschlagseffizienz, finanzielle Kennzahlen wie ein verbesserter Cashflow, niedrigere Betriebskosten und ein schnellerer Monatsabschluss sowie die Qualität und Zuverlässigkeit von Finanz- und Betriebsdaten.

Multiples beim Exit sind hierbei ein zentrales Bewertungsmaß im PE-Kontext. Sie geben an, wie viel ein Investor im Verhältnis zu seinem ursprünglichen Investment beim Verkauf eines Unternehmens zurückerhält.

Eine erfolgreich implementierte ERP-Lösung verbessert operative Kennzahlen, Finanztransparenz und Datenqualität, was die Performance steigert und somit höhere Multiples beim Exit ermöglicht.

Der Faktor „Exit-Readiness“

Exit-Readiness ist ein entscheidender Werttreiber im Private Equity-Kontext. Ein moderner, integrierter IT-Stack mit einer leistungsfähigen ERP-Lösung schafft die Grundlage dafür, dass ein Unternehmen bei potenziellen Käufern als transparent, gut geführt und zukunftsfähig wahrgenommen wird. Verlässliche, prüfbare Finanz- und Betriebsdaten beschleunigen Vertrauen und können den Verkaufsprozess deutlich verkürzen.

Darüber hinaus signalisiert eine ERP-gestützte operative Exzellenz, dass das Unternehmen über effiziente, skalierbare Prozesse verfügt – ein klares Qualitätsmerkmal, das sich direkt auf die Bewertung und die erzielbaren Multiples auswirkt. Der Ersatz veralteter, fehleranfälliger Systeme durch moderne Cloud-Lösungen reduziert Risiken und steigert die Attraktivität des Assets zusätzlich. Gleichzeitig erhält ein Käufer nicht nur ein funktionierendes Unternehmen, sondern auch eine robuste Wachstumsplattform, die künftige Expansionen unterstützt.

Insbesondere bei einem Börsengang ist Exit-Readiness unverzichtbar. Nur mit einer stabilen ERP-Landschaft lassen sich die hohen Anforderungen von Investoren, Wirtschaftsprüfern und Börsen an Datenqualität, Compliance und Steuerungssicherheit zuverlässig erfüllen.

ERP-Trends im Bereich Private Equity: Künstliche Intelligenz, Internet of Things und bessere User Experience

Die Entwicklung von ERP-Systemen schreitet rasant voran, und Private Equity-Unternehmen beobachten diese Trends, um Wettbewerbsvorteile im Portfolio zu sichern. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) werden zunehmend integriert – für Bedarfsprognosen, intelligente Automatisierung und Anomalieerkennung in großen Datensätzen. IoT-Anbindungen ermöglichen nahezu Echtzeit-Einblicke in Anlagen, Produktionslinien und Lieferketten, wodurch proaktive Wartung und Optimierung möglich werden. Gleichzeitig gewinnt die Benutzererfahrung an Bedeutung: Moderne, intuitive Benutzeroberflächen und KI-Agenten erleichtern die Bedienbarkeit und verbessern so die Effizienz von ERP-Systemen deutlich.

Fazit

ERP ist im Private Equity ein entscheidender Renditehebel. Wer Cloud-Standards nutzt, phasenweise einführt, harte Governance etabliert, Datenqualität rigoros managt und auf „Golden Transactions“ setzt, erzielt schnelle, messbare Erfolge. Die Vorteile reichen von höherer Transparenz über geringeres Risiko bis zu gesteigerten Exit-Multiples.

Kurz gesagt: ERP ist nicht einfach ein IT-Projekt, es ist eine Business-Transformation und der Schlüssel, um aus Portfoliounternehmen resiliente, leistungsstarke Assets zu formen, die Investoren außergewöhnliche Renditen liefern.

 

 

 

 

 

 

 

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