Wie die Digitalisierung die Rolle der IT verändert – Einblicke in die Gesundheitsbranche

Modernste Anwendungs- und Datenarchitekturen sind aus Sicht der IT eine der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche digitale Transformation. Um jedoch das langfristige Ziel der Wertschöpfung zu realisieren, ist die Nutzung digitaler Technologien eine essenzielle Komponente. Sie befähigen die IT-Organisation, das Wachstum zu beschleunigen. Der strategische Wandel der IT erstreckt sich dabei vom klassischen Systembetreiber zu einem Innovationsmotor im Unternehmen.

Die Begriffe Wundverband, Inkontinenz oder Desinfektion werden im ersten Moment kaum mit dem Thema Digitalisierung in Zusammenhang gebracht. Bei der Paul Hartmann AG, einem Medizinproduktunternehmen aus Heidenheim an der Brenz, ist dies anders, denn hier gilt dies als alltägliche Aufgabe. Unter Digitalisierung verstehen wir bei HARTMANN die stetige Suche nach neuen digitalen Trends, die passgenaue Anwendung von digitalen Technologien wie AI, IoT etc., um daraus in einem Ökosystemgefüge digitale Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu modellieren, die unseren Kunden einen Mehrwert bieten und dadurch die Wertschöpfung steigern.

HARTMANN – ein Unternehmen mit mehr als 200 Jahren Tradition, über 11.000 Mitarbeitern und Standorten in über 35 Ländern – stellt sich den Herausforderungen der digitalen Transformation, die nicht ganz trivial sind. Die Veränderung sollte jedoch als Chance verstanden werden. Im Sinne eines digitalen Patienten-Ökosystem gilt es, offen mit externen Partnern zu kooperieren, um das oftmals abgedroschene Motto „1+1 = 3“ gemeinsam zu erreichen.

KI, IoT, etc. – digitale Technologien praktisch  eingesetzt

Die Digitalisierung ist dabei längst kein Trendthema mehr und sollte daher nicht als „Allheillösung“ oder Standardtool interpretiert werden. Vielmehr ist es ein Megatrend unserer Zeit, der uns hilft, neue Wege für bestehende Herausforderungen zu finden. Dies setzt eine Anpassung auf die speziellen Bedürfnisse jedes Unternehmens voraus. Im Fall von HARTMANN bedeutet das, dass wir einen klaren Fokus auf differenzierte, kundenorientierte Gesundheitslösungen legen, die den Patienten als Endkunden in den Fokus rücken.

Eine dieser digitalen Lösungen ist die sogenannte SensorBox – Boxen, die mit einem Sensor versehen in den Lagerräumen der Krankenhäuser installiert werden und mit unterschiedlichen Verbrauchsmaterialen gefüllt sind. Der Sensor innerhalb der Box misst vollautomatisiert die Menge, die sich noch in der Box befindet und löst selbstständig eine Bestellung aus, sobald eine kritische Mindestmenge unterschritten wurde. Diese Bestellung wird in Echtzeit erfasst und automatisiert an den Kunden ausgeliefert – die Prozesskosten der Kunden sinken und auch die manuelle Beschaffung und Abwicklung wird mit dieser Lösung obsolet.

Doch das ist längst nicht der einzige Vorteil: Mit der Anwendung von Data Analytics und Künstlicher Intelligenz lassen sich auch externe Datenquellen an dieses System koppeln, um somit nicht nur den Bestell- und Abwicklungsprozess komplett zu optimieren, sondern auch die internen Produktions- und Lieferprozesse anzupassen und optimal auszunutzen. Dieses Vorgehen führt neben erhöhter Effizienz zu einem hohen Grad an Automatisierung und zeitgleich zu einer deutlichen Komplexitätsreduktion.

Wie sich die Rolle der IT durch neue, digitale Skills verändert

Neben Produkt- und Serviceinnovationen und der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle erfahren auch Unternehmensfunktionen einen Wandel, der durch neue Skillsets klassische IT-Rollen verändert. Dafür wurde in der IT bei HARTMANN eine eingehende Harmonisierungs- und Zentralisierungsinitiative umgesetzt, die die IT als einen Wachstumsmotor innerhalb des Unternehmens positionieren soll.

Zudem wurden dedizierte, neue Rollen definiert, deren Skillset sich stets in Richtung Digital Leadership verändert. Eine Rolle namens „Technology Leader Market“ hat zum Ziel, den Kunden und seine Anforderungen im Detail zu verstehen, um möglichst passgenaue, wertstiftende Lösungen anbieten zu können. Hier liegt die Kernkompetenz in dem Verständnis der Kundenanforderungen und der stetigen Beobachtung des Marktes und der möglichen disruptiven Veränderungen. Neben der Kundenperspektive gehen „Technology Leader Scouts“ neuen digitalen Technologien nach, verstehen deren Wirkungsweise und führen diese sukzessive ins Unternehmen ein. Der Fokus dieser Rolle ist es, die Produkte digitaler und damit auch „smarter“ zu machen. Die „Technology Leader Processes“ vereinen den Dreiklang, indem sie jegliche CrossFunktionen IT-seitig unterstützen und so internes Know-how mit den anderen Rollen verknüpfen und weiterentwickeln.

Herausforderungen, aus einer Mittelstandsperspektive

Als ein großes mittelständisch denkendes Unternehmen liegen die größten Herausforderungen dieser Entwicklung auf der Hand: Neben knappen immateriellen und finanziellen Ressourcen und dem „War-for-Talents“, der sich vor allem in Zeiten der digitalen Transformation immer mehr abzeichnet, müssen wir versuchen, speziell in der stark regulierten Gesundheitsbranche durch verstärkte Agilität das Komplexitätslevel sowohl in struktureller als auch prozessualer Ebene möglichst gering zu halten und den Wertschöpfungsanteil zu erhöhen. Letztlich gilt es, die digitalen Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen und – vor allem aus Sicht der IT – stärker in das Business zu integrieren.

Die Autoren: 
Sinanudin Omerhodzic ist Chief Information Officer (CIO) bei der Paul Hartmann AG. Er hat bereits mehrere Innovationsteams aufgebaut, die durch die Nutzung neuer Technologien zu neuen Geschäftsmodellen geführt haben.  

 

 

Alexandra Fibitz ist als Senior Manager Technology Leader ebenfalls für die Adaption moderner Technologien in das Unternehmen zuständig, um daraus datenzentrierte, digitale Geschäftsmodelle aufzubauen.  

 

 

Paul Hartmann AG ist ein Medizinprodukthersteller aus Heidenheim an der Brenz. Mit mehr als 11.000 Mitarbeitern ist das Unternehmen in über 35 Ländern global vertreten. Die  Hauptprodukte des Unternehmens kommen  aus dem Bereich Desinfektion, Inkontinenz,  Risikoprävention und Wundversorgung.