Wirkliche Veränderung gelingt durch unvoreingenommenes Zuhören

Digitalisierung ist besonders dann erfolgreich, wenn ein kompliziertes Thema einfach wird. Menschen möchten komplexe Zusammenhänge verstehen; allen voran, wenn es um Gesundheit, Finanzen, Sicherheit und Altersvorsorge geht.

Einfachheit wird durch Digitalisierung immer mehr zum Anspruch der Anwender. Doch um erfolgreich zu sein, brauchen wir außerdem digitale Ökosysteme, die alle Beteiligten miteinander verbinden. Es geht um Plattformen, auf denen sich skalierbare Services aufbauen lassen.

Das ist ein hoher Anspruch. Deshalb schaffen wir ein kollaboratives Umfeld, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kreativ und mutig sind und einander vertrauen. Und eine Unternehmenskultur, die diese Eigenschaften pflegt und weiterentwickelt. Wo wir in fünf Jahren sind, hängt davon ab, wie wir heute denken und handeln. Wirkliche Veränderung geschieht Schritt für Schritt.

Und es verändert sich auch unser Führungsstil. Weg von „Command & Control“ hin zu „Purpose-Driven“. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen selbstverantwortlich und sinn-motiviert den Wandel gestalten und steuern. Die vergangenen Wochen im Home-Office haben in den meisten Unternehmen gezeigt, welche Kräfte auch bei zunehmend persönlicher Belastung durch selbstorganisiertes Arbeiten freigesetzt werden. Darauf kann man aufbauen.

Das Verhalten unserer Kundinnen und Kunden verändert sich besonders in diesen Tagen rasant. Damit entstehen neue Bedürfnisse, Ansprüche und Wünsche. Das korrespondiert mit dem Veränderungsbedarf in unseren Organisationen. Erstmals beeinflussen nicht Branchen oder Industrien den Markt in ihrem eigenen Tempo, sondern Gesellschaften und Kulturen gestalten den Wandel. Unvorbereitet mit atemberaubender Geschwindigkeit.

Zuhören, wie wir es noch nie getan haben

Politikerinnen und Politiker, Unternehmen, Freunde und Familien treffen sich mittlerweile im Netz und unterhalten sich via Video. Die Digitalisierung machte einen Riesensprung. Und dabei werden jetzt natürlich auch Schwachstellen sichtbar. Wie gehen wir damit um? Was heißt das für traditionelle Branchen wie die Versicherungswirtschaft? Automatisieren wir die Welt, wie wir sie kennen? Oder  denken wir einfach neu?

Wirkliche Veränderung gelingt durch echtes Zuhören. Und mit dem Bewusstsein, im Gespräch etwas zu erfahren, das wir noch nicht wussten oder nicht hören wollen. Unvoreingenommen sein, ist ein wichtiger Schlüssel in der Transformation.  Das erfordert aufrichtiges Interesse und ungeteilte Aufmerksamkeit. Dazu sind wir im kontinuierlichen Dialog mit unseren Mitarbeitern, Kunden und Partnern.

Das haben wir gelernt

Die Pandemie nicht als Herausforderung, sondern als Aufforderung zum Wandel verstehen. Wenn wir das große Ganze im Kontext sehen und verstehen, entstehen neue  Verhaltensmuster, die wir in unsere Geschäftsmodelle übertragen können. Konzepte, die Innovation schaffen. Dafür brauchen wir neue Perspektiven, Kompetenzen und Erkenntnisse. Mit Kreativität, Mut und Beharrlichkeit können wir dann den Wandel in der Versicherungswirtschaft zum Nutzen aller anstoßen. Das kann zu der tiefgreifenden Transformation führen, die wir anstreben. Und es fängt bei uns an.

Bringen wir auch unsere Aufgabe in den Kontext

Aber Prozesse digitalisieren und Online-Tools bedienen, ist das eine. Von wirklicher Transformation können wir erst sprechen, wenn wir unser Thema „Wir machen Altersvorsorge einfach“ vollständig und von Grund auf verstehen, neu denken und verändern. Mit Blick auf den Wandel gehören auch unsere Aufgaben in den neuen Kontext, so wie er jetzt ist. Es bleibt wenig Zeit. Deshalb müssen wir die richtigen Fragen stellen. Fragen, die weh tun können. Aber je dringender ein Thema ist, umso stärker kann der Hebel durch Digitalisierung und Innovation wirken.

Fragen wir offen:

  • Wie sieht die Realität aus? Konkret und für die Menschen, die wir erreichen möchten.
  • Was beschäftigt sie? Welche Wünsche stecken dahinter? Beschreiben wir die Welt, wie sie in fünf Jahren aussieht.
  • Wie sehen dann unsere Vertriebswege aus? Wie erreichen wir unsere Kunden? Immer mehr Unternehmen fangen an, sich damit auseinanderzusetzen.

Wenn wir uns diese Fragen nicht nur als Branche, sondern gemeinsam mit unseren heutigen und zukünftigen Kunden stellen, sind wir einen großen Schritt weiter. Wir bringen das wirkliche Problem auf den Tisch und rücken es in den Fokus.

Ergreifen wir diese Chance und übernehmen Verantwortung für uns, die Branche und für die Gesellschaft, deren Teil wir sind.

Der Autor: Reinhard Janning ist Digitalisierungsexperte und seit 2019  Chief Platform Officer im Vorstand der xbAV.  Die unabhängige xbAV-Plattform will  Lebensversicherung und Altersvorsorge  für alle Beteiligten einfach machen. Daran  arbeiten 130 Menschen an den Standorten  München, Berlin und Saarbrücken.  Aufsichtsratsvorsitzender ist XING-Gründer Lars Hinrichs.