Software wird zur Strategie – auch bei den Versorgern

Es reicht nicht mehr, bestehende Produkte und Dienstleistungen einfach weiter zu positionieren, sondern man muss sich mit Technologie- und Industriekompetenz vom Wettbewerb abheben. Was hat das mit der deutschen Energiewirtschaft zu tun? Sehr viel, eigentlich alles – denn es umfasst alle Facetten der Herausforderungen der deutschen Energieversorger.

In den letzten Jahren unterlag die deutsche Energiewirtschaft einem steten Wandel. Atomausstieg, Kohleausstieg, Ausbau erneuerbarer Energien, fortschreitende Liberalisierung und umfangreiche, sich ständig ändernde regulatorische Anforderungen sind nur einige Punkte. Die Versorger sehen sich einem gestiegenen Kostendruck im Wettbewerb, der Einführung neuer Geschäftsmodelle, aber auch einem demografischen Wandel und dem daraus folgenden Kampf um die besten Köpfe gegenüber. Unternehmen anderer Branchen versuchen in den Energiemarkt einzudringen und die etablierten Versorger warten mit unterschiedlichen Strategien, wie der Ausweitung des Produkt- und Dienstleistungs-Portfolios auf.

Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden wurden wir frühzeitig auf die Herausforderungen aufmerksam gemacht. Seitens der Landesgesellschaft haben wir unsere Anstrengungen intensiviert. In zahlreichen Workshops und Gesprächen wurden die Themen mit unseren Kunden aufbereitet und strukturiert. Diese waren Grundlage für die Diskussion mit unserer Entwicklung, so dass wir auf dem DSAG Jahreskongress 2017 und dem SAP Forum für die Versorgungswirtschaft zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit eine erweiterte Roadmap für die deutsche Versorgungsindustrie vorlegen konnten.

Dabei gilt es, Stabilität und Agilität zu vereinen, die bestehenden Landschaften zu transformieren und Innovationen freizusetzen. Hier gehen wir von einem modularen Plattformansatz aus. Ein erster Eckpfeiler ist die Transformation der derzeitigen SAP for Utilities Systeme in ein SAP S/4HANA Utilities. Gewonnene Stabilität bei der Abrechnung – und hier reden wir über 100 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland – muss abgesichert werden. Zudem liefern wir Innovationen wie Prozesseffizienz durch optimierte Oberflächen, Machine Learning, Analytische Funktionen, Vorhersagen, Prozessbeschleunigungen und weitere Funktionen gleich mit.

Ein zweiter wichtiger Punkt sind unsere Planungen für ein Cloudangebot zur Abbildung der Marktkommunikation. Wir versprechen uns davon, mit standardisierten Prozessen, die von SAP abgewickelt werden, die Fach- und IT-Abteilungen zu entlasten, so dass diese Ihr Know-how für weitere wertschöpfende Themen nutzen können.

Cloudoptionen für neue Geschäftsmodelle

Der dritte Eckpfeiler der Strategie ist ein modulares Angebot an Cloudoptionen, um neue Geschäftsmodelle schnell und flexibel zu unterstützen. Omnichannel-Kommunikation mit dem Kunden, der Aufbau von Shoplösungen zur Erweiterung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios, Marketing-, Vertriebs- und Abrechnungslösungen werden zunächst die bestehenden Systeme und Geschäftsmodelle unterstützen und wenn gewünscht in Zukunft komplett aus der Cloud zur Verfügung stehen.

Bei einer solchen modularen Architektur ist Integration wichtig. Hier werden von Seiten der SAP als Plattformanbieter unterschiedliche Technologien angeboten. Mit dem SAP DataHub haben wir eine Lösung, die genau für die Versorgungsindustrie passen kann. Integrationsszenarien werden visualisiert und orchestriert. Datapipes werden aufgebaut, transformiert, angereichert und die Datenqualität unterstützt.

Durch die Visualisierung können in Echtzeit Ende-zu-Ende Prozesse gerade in neuen Geschäftsmodellen mit Ursache und Wirkung dargestellt werden. Fragen wie:

  • Kann eine Ladestation oder PV-Anlage an einem bestimmten Netzknoten aus Kapazitätsgründen überhaupt angebunden werden?
  • Sind bei meinen Prosumern Anlagen ausgefallen?
  • In welchem Vertriebsgebiet, bei welchem Kunden lohnt sich eine Rückgewinnungsstrategie?

könnten schnell beantwortet werden.

So unterstützen die integrierten Analysefunktionen mit den Echtzeit-Auswertungen der Datenpipes neue Geschäftsmodelle und erhöhen die Flexibilität der Unternehmen.

Wir haben die Herausforderungen unserer Versorger verstanden und können die partnerschaftliche Transformation in die neue digitale Welt unterstützen. Aus unserer Sicht muss das bestehende Geschäft abgesichert, Prozesseffizienz vorangetrieben und Innovation in den Geschäftsmodellen ermöglicht werden. Wir als SAP sehen die Komplexität dieser Industrie, erarbeiten gemeinschaftlich aber auch Lösungen.

In dieser schnelllebigen Zeit ist es oftmals schwierig, Informationen für die vielen Fragestellungen zu erhalten. So unterstütze ich die Erscheinungen „SAP S/4HANA Utilities“ und „SAP für Energieversorger“, zwei Bücher des Rheinwerk Verlages (SAP Press), die genau diese Themen aufnehmen und Lösungen wie auch Architekturvorstellungen darstellen (siehe Literaturhinweis). Die Bücher sind auch als Ergebnis des Dialoges mit der deutschen Versorgungswirtschaft zu sehen. Ohne diesen partnerschaftlichen Ansatz werden wir die gemeinsame und erfolgreiche Transformation nicht meistern. Software wird zur Strategie – auch bei den Versorgern!

Literaturhinweis

Michael Utecht, Tobias Zierau: SAP S/4HANA Utilities. Das Handbuch für Energieversorger, Rheinwerk Verlag, 2018

Michael Utecht, Tobias Zierau: SAP für Energieversorger. Herausforderungen, Lösungsarchitekturen, Werkzeuge, Rheinwerk Verlag, 2018

Der Autor: Alexander Kläger  ist studierter Betriebswirt und ist Mitglied der Geschäftsleitung der SAP Deutschland. Seit vielen Jahren begleitet er in international tätigen Konzernen wie IBM oder Hewlett Packard und seit über fünf Jahren bei SAP Transformationen von Unternehmen und ganzen Branchen. Die Bedeutung von Softwarelösungen hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, vor allem in der Versorgungsindustrie. Er ist daher überzeugt, dass Software einen wesentlichen Bestandteil der Unternehmensstrategie ausmachen muss, will man wettbewerbsfähig bleiben.