New Supply Chain – Transparenz als Schlüssel zum Erfolg

Lieferketten werden mit stetig zunehmender Komplexität, Intransparenz und  vielen weiteren Herausforderungen globaler Märkte konfrontiert. Insbesondere die s tändig wechselnden Rahmenbedingungen aufgrund von Handelszöllen, Lieferantenausfällen, geopolitischen Einflüssen, Naturkatastrophen oder veränderten Kundenverhalten verlangen Unternehmen eine hohe Anpassungsfähigkeit ab. Durch eine strategische Neuausrichtung der Lieferketten können Unternehmen ihre Prozessabläufe optimieren und diese Herausforderung besser bewältigen.

Unterbrechungen der Lieferketten treten aufgrund verschiedenster Einflüsse wie dem Brexit, globalem Protektionismus, geopolitischen Unsicherheiten und Covid-19 in den letzten zwei Jahren häufiger auf. Aber nicht nur der zunehmende Einfluss von Geopolitik und politischen Regularien lastet auf den Prozessen vieler Unternehmen, sondern auch der Druck der Digitalisierung. Die durchgängige Digitalisierung der Prozesse und Schaffung stabiler und transparenter Lieferketten sind angesichts der bestehenden Umstände besonders wichtig.

Transparenz als Erfolgsfaktor

Es gilt flexible und zeitgleich resiliente Lieferketten zu schaffen, die eine schnelle Reaktion auf Veränderungen ermöglichen und zur Optimierung von Wertschöpfungsketten beitragen. Hierbei bedarf es vor allem vollständiger Transparenz über die gesamten Unternehmens- und Lieferkettenstrukturen sowie deren Prozesse: Trackingtools und KPIs müssen diese möglichst transparent und in Echtzeit aufschlüsseln sowie miteinander vernetzten. Nur eine ganzheitliche Transparenz über die End-to-End Supply Chain lässt eine funktions- und unternehmensübergreifende, abgestimmte Zusammenarbeit entlang des gesamten Lieferkettennetzwerkes zu und ermöglicht somit verlässlichere Prognosen und die frühzeitige Erkennung von globalen oder regionalen Risiken. In der Realität verfügen bisher lediglich etwa 15 Prozent der Unternehmen über eine komplette Transparenz ihrer End-to-End Supply Chain, und mehr als ein Drittel analysieren nicht den Ursprung ihrer Supply Chain Unterbrechung, was immer wieder zu Umsatzverlusten führt.

Die starken gegenseitigen Abhängigkeiten aller involvierten Supply Chain Partner können bereits bei kleinsten Störungen eines Teilnehmers zu weitreichenden Problemen in großen Teilen der Lieferkette führen. Entsprechend muss ein ausgeprägtes Monitoring auf- oder ausgebaut werden, um frühzeitig geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Auswirkung zu identifizieren und implementieren. Umfragen zufolge nutzen weniger als 50 Prozent der Unternehmen IT-gestützte Tracking-Tools für die Durchführung von Echtzeit-Reporting und noch weniger verfügen über die entscheidende Komponente der Datenauswertung. Dabei ist es heute wichtiger denn je, Entscheidungen auf Basis von Daten zu treffen. Es braucht integrierte, analytische Plattformen zur Sammlung und Auswertung von Daten und KPIs, die die Datenanalyse mit Workflows und Warnmeldungen zur Nachverfolgung verbinden. Hierbei liegt die größte Herausforderung für Unternehmen in der Beurteilung nach Relevanz und Verwertbarkeit sowie der Aufbereitung der täglich generierten Daten. Die generierten Daten müssen beispielsweise Aufschluss über Lieferanten, Materialverfügbarkeit, Lieferstatus und entsprechende Risiken geben, sodass konkrete Aktionspläne entwickelt werden können.

Digitale Transformation

Zur Sicherstellung von erfolgreichen und zukunftsweisenden Lieferketten sollten diese nicht nur transparent sein, sondern auch zunehmend digitale Komponenten und Automatisierungslösungen enthalten. Die Integration von digitalen und innovativen Technologien kann sowohl die Transparenz in der Supply Chain erhöhen und die Rückverfolgbarkeit sicherstellen, als auch Arbeitsabläufe automatisieren, vereinfachen und optimieren. Technologien wie zum Beispiel Blockchain, Big Data Analytics, RPA oder KI finden als Innovationstreiber in den verschiedensten Bereichen und Branchen zunehmend Einsatz. Sie tragen hier maßgeblich zur Verbesserung der Prozesseffizienz und -effektivität entlang der gesamten Supply Chain bei, indem sie beispielsweise frühzeitig Ausfallrisiken erkennen, Kosten senken, Produktivität steigern und Arbeitnehmer entlasten.

Steuerliche Aspekte des Lieferkettenmanagements

Auch aus steuerlicher Sicht stellen Analyse und Bewertung von internationalen Liefer- und Leistungsbeziehungen eine permanente Herausforderung dar. Dies bestätigte Janine Müller, Steuerberaterin und Partner im Bereich Tax der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die über 14 Jahre Erfahrungen im Bereich der Bewertung von globalen Wertschöpfungsketten in verschiedenen Branchen sammelte: „Die internationalen Regelungen speziell in den Bereichen Verrechnungspreise und indirekte Steuern (inklusive Zölle) unterliegen fortlaufenden Veränderungen. Besonders bei einer Neugestaltung bzw. auch Umgestaltung der Liefer- und Wertschöpfungsketten ist eine Prüfung aus steuerlicher Sicht sinnvoll und bildet die Grundlage für steuerliche Compliance und ein effizientes Steuerquotenmanagement.“

Langfristig erfolgreich sein

Transparente und digitale Lieferketten werden in Zukunft den Unterschied machen. Unternehmen, die ihre Warenströme in Echtzeit verfolgen können und einen Überblick über ihre gesamte Lieferkette haben, sind resistenter gegenüber Krisen, verbessern ihr Risikomanagement und steigern ihre Flexibilität. Darüber hinaus können sie der steigenden Nachfrage nach Rückverfolgbarkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz in der Supply Chain leichter gerecht werden. Sowohl der private als auch der öffentliche Sektor fordern zunehmend Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen bezüglich Umweltstandards, Nachhaltigkeit und Menschenrechten innerhalb ihrer Lieferkette und Informationen diesbezüglich. Mit einer nachhaltigen Supply Chain Transformation können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit ausbauen und sich für die Zukunft wappnen.

Die Autorin: Dr.-Ing. Sylvia Trage ist Director in der Beratungssparte der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und beschäftigt sich mit der Transformation und Optimierung von Wertschöpfungsketten. Sie verfügt über eine langjährige Kombination aus Industrie- und Beratungsexpertise mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Supply Chain Beratung in verschiedenen produzierenden Industrien.