IIoT als Brücke zwischen Fertigung und Cloud/ERP-System

Innovationen wie intelligente Apps, Smart Homes oder autonomes Fahren lösen bei Konsumenten große Begeisterung aus. Doch nicht nur in B2C-Märkten sorgt die Digitalisierung für wesentliche Veränderungen, auch Industrieunternehmen müssen sich der Industrie 4.0 oder dem Industrial Internet of Things (IIoT) anpassen und sich produkt- und marktseitig weiterentwickeln. Bei näherem Blick auf die B2B-Märkte zeigt sich: Viele Industrieunternehmen nutzen die durch ihre Maschinen und Anlagen generierten, wertvollen Sensordaten nach wie vor vornehmlich für reine Steuerungsaufgaben.

Die Sensorik – vergleichbar mit den Sinnesorganen des Menschen – sorgt seit mittlerweile über 50 Jahren für einen reibungslosen automatisierten Betrieb von Maschinen und Anlagen. Sensoren liefern jedoch zusätzlich zahlreiche Daten, die für weit mehr genutzt werden können als für die reine Steuerung der Maschinen. Voraussetzung dafür ist die Verbindung der operativen Ebene in der Fertigung (Shop Floor) mit der Ebene der Informatik im ERP-System oder der Cloud. Die Herausforderung stellt hierbei nicht nur die Erfassung und Übertragung der Daten durch vernetzte Sensorik dar, sondern vor allem die Kunst, die Menge an Daten zu aussagekräftigen Informationen zu verdichten.

Die Einbindung digitaler Lösungen verbindet die operative Technologie mit der IT und schafft dadurch ganz neue Möglichkeiten. ifm als familiengeführter Sensorhersteller hat dies früh erkannt und nutzte seine langjährige Erfahrung im Bereich der Sensorik und des Shop-Floor- Umfelds, um darauf aufbauend das übergreifende Lösungsportfolio moneo zu schaffen. Als Gründungsmitglied des IO-Link-Konsortiums legte das Unternehmen schon früh den Fokus auf die unternehmensübergreifende standardisierte Erfassung sowie intelligente und digitale Verarbeitung von Sensordaten. Nur so können die notwendigen Grundlagen für den Aufbau von Industrie-4.0-Konzepten geschaffen werden. Alle neuen Sensoren stattet ifm heute mit einer IO-Link-Schnittstelle aus. Durch dieses Kommunikationsprotokoll wird eine nahtlose Kommunikation zwischen den Sensoren und weiteren Systemen zur Datenverarbeitung ermöglicht.

Das Prinzip der offenen Zusammenarbeit lebt ifm auch im Rahmen ihrer Industrie-4.0- Strategie, denn Interoperabilität und Rückwärtskompatibilität im „Brownfield“ der bestehenden Anlagen wird immer kritischer für einen nachhaltigen Erfolg der vierten Industriellen Revolution: Und so ist das Unternehmen ifm Mitgründer der Open Industrie 4.0 Allianz, Mitglied von Adamos, dem deutschen Maschinenbauer-Konsortium für Digitalisierung, und beteiligt sich an den Bestrebungen der Plattform Industrie 4.0 der Bundesregierung. „Das Thema Digitalisierung ist bei uns Chefsache – das richtige Know-how aufzubauen und bewusste Partnerschaften zu schließen, ist daher für uns von höchster Bedeutung“, sagt der Vorsitzende der ifm Geschäftsführung Michael Marhofer.

moneo liest die in Maschinen und Anlagen generierten Sensordaten auf einfache Weise aus, damit sie dann als Grundlage für nachhaltige Unternehmensentscheidungen verwendet werden können. Zudem erkennt moneo mögliche Abweichungen z. B. von Grenzwerten, die zuvor gesetzt wurden. Wenn eine Maschine von ihren normalen Werten abweicht, kann dies auf unerkannten Verschleiß hindeuten, der im schlimmsten Fall zu einem Ausfall führen kann. Als ein branchenunabhängiges, herstellerübergreifendes Lösungsportfolio kann moneo wie ein digitaler Werkzeugkoffer für zahlreiche weitere IIoT-Projekte mit unterschiedlichen Anforderungen eingesetzt werden.

Doch auf dem Weg zum digitalen Produktportfolio musste ifm vielseitige Herausforderungen meistern. Wichtigste Erkenntnis dabei: Der Kunde steht im Fokus. Die Anwender müssen die komplexe Technologie schnell verstehen können, eine einfache Implementierung in bestehende Strukturen sollte gewährleistet sein, und Modularität und Skalierbarkeit garantieren dem Kunden Flexibilität.

Einfache Umsetzung für den Kunden

Verständliche Kommunikation ist unabdingbar: Ein digitales Produkt von hoher technologischer Komplexität muss dem Kunden so offeriert werden, dass es einfach und ohne maßgebliche technische Hürden anwendbar ist. Um diesen Spagat zu meistern, sollte die angebotene Lösung nach dem Prinzip Plug & Work gestaltet sein, sodass auch Kunden ohne großes IT-Know-how von den Vorteilen von Industrie 4.0 profitieren. Sowohl in der Konfiguration als auch im täglichen Gebrauch ist es relevant, eine einfache verständliche Benutzeroberfläche bereitzustellen. Erfolgreich umgesetzt eröffnet dies auch die Möglichkeit, die IIoT-Lösungen durch digitale Vertriebskanäle zu vermarkten, in denen kein technischer Lösungsvertrieb notwendig ist.

Interoperabilität als Notwendigkeit

IIoT-Lösungen werden in der Regel an Unternehmen verkauft, die bereits eine eigene IT-Infrastruktur besitzen. Um das eigene Produkt beim Kunden platzieren zu können, ist es daher notwendig, das eigene Angebot so aufzubauen, dass es sich nahtlos in die gegebenen Strukturen integrieren lässt („Interoperabilität“). Wichtig ist dabei, keine Insellösung zu schaffen, die nur mit ausgewählten Systemen kooperiert.

Flexibilität für Kunden

Weitere wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung eines neuen digitalen Geschäftsmodells sind Modularität & Skalierbarkeit. Dadurch wird es dem Kunden ermöglicht, schnell und einfach benötigte Module zu buchen und zu testen. Neben der Bereitstellung der Module (funktional) sollte insbesondere bei der Integration möglicher Messungen und Datenpunkte (nutzenbasiert) ein starker Fokus auf die Skalierbarkeit gelegt werden.

Kundenorientiertheit & Fokus auf Use Cases

Der Kunde und dessen Bedürfnisse sollten auch für die Entwicklung eines digitalen Portfolios im Zentrum des eigenen Angebots stehen. Insbesondere bei datenbasierten Produkten, wo die Vielzahl an Möglichkeiten für die Verwendung von Daten nahezu unbegrenzt scheint, ist es wesentlich, den Fokus nicht zu verlieren. Wichtig ist hierbei, die Use Cases möglicher Kunden genau zu verstehen und individuelle Lösungen für diese Anwendungsfälle zu bieten. Die Berücksichtigung dieser sollte möglichst früh in die Produktentwicklung mit einbezogen werden, um für verschiedene Kundenanforderungen einen entscheidenden Mehrwert bieten zu können.

Die Autoren:

Nadine Rahman verantwortet als CEO Digital Business der ifm group of companies das Softwaregeschäft weltweit. Sie war 13 Jahre weltweit für SAP in diversen Funktionen aktiv. Vor ihrer aktuellen Funktion war sie als Geschäftsführerin für ifm in ASEAN tätig.

 

 

 

Sascha Rahman ist als Head of Strategic Marketing & Sales Excellence verantwortlich für den Aufbau und die Weiterentwicklung der Themenbereiche Pricing Excellence, Market Intelligence und Sales Analytics in der ifm Unternehmensgruppe.